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Der letzte Vorhang – Künstler in der Krise

Ich muss ja zugeben, ich habe das große Glück und Privileg, nicht nur meine Leidenschaft zum Beruf gemacht haben zu dürfen, sondern auch noch davon leben zu können. Ich habe keinen Vorgesetzten, der mir irgendetwas vorschreibt. Weshalb manche sofort mit mir tauschen würden. Außerdem kriege ich auch keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Und zack – erkundigen sich manche, ob man den Tausch nicht auch wieder rückgängig machen kann.

Wenn man dann auch noch erfährt, dass es auf der ganzen Welt keine Berufsunfähigkeitsversicherung gibt, die Künstler versichert, dann wird einem schnell klar: Im Zirkus gibt es für Artisten Netz und doppelten Boden. Stürzt man außerhalb der Manege ab, dann ist das wie beim Bungeespringen – nur ohne Seil.

Aber das ist nun mal unser Berufsrisiko, das man gerne in Kauf nimmt, solange man es selbstbestimmt in der Hand hat, ob und wie erfolgreich man ist. Oder eben nicht. Als aber im März 2020 wegen des Corona-Lockdowns mein Email-Eingang plötzlich überlief mit Auftrittsabsagen, und mir klar wurde, dass ich auf unbestimmte Zeit keine Einnahmen mehr haben werde, da wurde mir eines klar, nämlich, dass mir eines ganz und gar nicht klar wurde, nämlich: Wer bestimmt eigentlich, wie lange eine „unbestimmte Zeit“ dauert?

Klar: Bestimmt nicht ich.

Aber dann hat ja Bundesfinanzminister Olaf Scholz am 13. März – das war übrigens ein Freitag, also an einem Freitag, den 13. – da hat Olaf Scholz auf einer Pressekonferenz gesagt, dass die Bundesregierung die finanzielle „Bazooka“ rausholt und „den Veranstalter absichert, dass er seine Verpflichtung dem Künstler gegenüber erfüllen kann, wenn er ihn jetzt abbestellt.“

Nebenbei: Bazooka, so nannten die GIs im zweiten Weltkrieg ihre Panzerfaust.

So, und jetzt stehe ich ja seit dieser Ankündigung vom Scholz mit sehr vielen Veranstaltern in Verbindung, vor allem mit denen, die mich abbestellt haben, und habe sie gefragt, ob denn schon bei ihnen das Geschoss einer Bazookaeingeschlagen hat, also einer finanziellen?

Und was soll ich sagen?

Hätte die US-Army im Zweiten Weltkrieg mit ihren Bazookas gegen die Wehrmacht die gleiche Trefferquote erzielt, das Endspiel zur deutschen Fußballmeisterschaft liefe nächste Saison zwischen Rapid Wien und Real Madrid.

Dabei hat Olaf Scholz noch nicht mal gelogen, denn eine Bazooka war ja ursprünglich eine Art Posaune. Und wie spielt man so ein Blasinstrument? Backen dick aufplustern und dann viel dünne Luft ablassen.