Mit dem Aufkommen und der Verbreitung von LEDs in der Pflanzenbelichtung mussten sich ambitionierte Grower nicht nur im Umgang mit einer neuen Technologie vertraut machen, sondern sich auch zunehmend mit dem Verständnis einer Vielzahl von Fachbegriffen zu Lichtspektren, Intensitäten, Uniformität und Effizienz beschäftigen. Nachdem der Sinn und Nutzen von „Far-Red“ bei der Pflanzenzucht in den letzten Jahren oft thematisiert wurde, zeichnet sich neuerdings ein weiterer (an sich gar nicht so neuer) Trend im Bereich Zusatzbelichtung ab: Der Einsatz von UV-Licht. In diesem Artikel erfahrt Ihr, was UV-Licht ist, was es bei Pflanzen bewirkt und wie man es künstlich erzeugen kann. Und schließlich beantworten wir auch die Frage, die Euch vermutlich am meisten interessiert: Was bringt UV-Licht für meinen Home-Grow – und wie kann ich es am besten erzeugen und anwenden?
Was ist UV-Licht?
Ultraviolettes (UV) Licht befindet sich im kurzwelligen Bereich des Lichtspektrums (im Wellenlängenbereich von 100 bis 380 nm) und besteht aus UV-C (100-280 nm), UV-B (280-315 nm) und UV-A (315-380 nm) Licht. Somit liegt es außerhalb des für das menschliche Auge sichtbaren Bereichs, der bei 400-780 nm angesiedelt ist. Während die sehr kurzwelligen UV-C-Strahlen der Sonne durch die Ozonschicht der Erdatmosphäre komplett herausgefiltert werden, dringen UV-A- und UV-B-Strahlen bis zur Erdoberfläche durch. An einem wolkenlosen Sommertag beträgt die Intensität in unseren Breitengraden etwa 200 mW, in Höhenlagen kann sie auch größer sein.
Was bewirkt UV-Licht in Pflanzen (speziell in Cannabis)?
Bei meiner ausgiebigen Recherche bin ich auf zahlreiche Forschungsarbeiten gestoßen, die die Auswirkungen von UV-Licht auf Pflanzen untersuchen. Speziell im Hinblick auf Cannabis ist die Literatur aber immer noch auf wenige Arbeiten beschränkt, sodass hier immer noch großer Forschungsbedarf besteht. Während Pflanzen für die Photosynthese auf Licht aus dem für sie verwertbaren PAR-Spektrum (400-700nm) angewiesen sind, kann die im Sonnenlicht enthaltene UV-Strahlung potenziell sowohl die Zellen als auch das Erbgut der Pflanze schädigen. Beim Menschen äußert sich dies durch einen Sonnenbrand bis hin zur Entstehung von Hautkrebs. Um diesem „Sonnenbrand“ vorzubeugen, haben Pflanzen im Laufe der Evolution ihre eigenen Schutzmechanismen entwickelt, die wie eine Sonnencreme fungieren. Der menschliche Körper bildet bei UV-Strahlung sowohl Melanin (zur Pigmentierung der Haut) als auch Vitamin D. Für am Boden unter einem dichten Blätterdach wachsende Pflanzen wie Moose, Farne oder Flechten in gemäßigten Breiten ist es nicht sinnvoll, viel Energie für den Schutz vor UV-Strahlung aufzuwenden. Für Gebirgspflanzen (hierzu zählt auch Cannabis – vor allem Hochlandsorten wie Kush-Strains, die ihren Ursprung im Hindukusch haben) ist es essenziell, sich morphologisch und auf zellulärer Ebene gegen Zell- und DNA-Schäden zu schützen. Morphologische Schutzmechanismen wie Haare oder Wachsschichten auf den Blättern sind irreversibel und lassen sich nicht kurzfristig aufbauen, deshalb sind sie feste Bestandteile im genetischen Bauplan von UV-exponierten Pflanzen. Cannabis ist also (gemäß dem Ort seiner Abstammung) physiologisch gut darauf vorbereitet, sich an intensivere UV-Strahlung anzupassen.