thcene-3-2022-editorial

Gut gegen Böse?

Da dachte man gerade, man könnte sich nach zwei Jahren globaler Pandemie (und all den damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Problemen) eine verdiente Verschnaufpause und eine Portion Normalität gönnen, da machte uns Wladimir Putin einen fetten Strich durch die Rechnung. Und plötzlich gibt es in Europa wieder Krieg. Seitdem ist er für uns der Superschurke – und der ukrainische Präsident ist unser „Held der Freiheit“. Dabei ist das Leben gar nicht wie im Comic – es gibt nur selten wahre Helden oder lupenreine Bösewichte. Dennoch neigen unsere Massenmedien in letzter Zeit immer mehr dazu, die komplexen Hintergründe des Ukraine-Konflikts stark zu vereinfachen und sie auf die klassische (Comic)Formel „Gut gegen Böse“ zu reduzieren. Und in Comics bzw. den auf ihnen basierenden
Superhelden-Filmen gewinnt natürlich immer das Gute gegen das Böse. Da wird auch nicht groß miteinander gesprochen oder lange verhandelt. Da fliegen die kräftigen Fäuste – bis schließlich der Gute triumphiert. Weil er natürlich immer gewinnt.


Derzeit ist Wladimir Putin der absolute Super-Schurke – für nahezu die ganze Welt. Doch entspricht diese Sichtweise tatsächlich der Wahrheit? Sollten Medien und Journalisten nicht unvoreingenommen und möglichst neutral berichten? Wo ist denn diese (eigentlich zur Job-Beschreibung gehörende)
Unvoreingenommenheit unserer Journalisten geblieben? Haben die alle Angst als „Putinversteher“ beschimpft zu werden? Und selbst wenn – was ist denn so schlimm daran, Putin verstehen zu wollen? Man muss ja deshalb nicht seiner Meinung sein oder seine Entscheidungen gutheißen. Etwas Empathie, historisches Verständnis und Wissen um die geopolitischen Zusammenhänge wären an dieser Stelle aber durchaus wünschenswert.


Um zu etwas mehr Verständnis der Lage beizutragen schaute unser Autor Oliver Buchal ab Seite 86 hinter die simplifizierte Berichterstattung um den Krieg in der Ukraine. Auch unser Satiriker HG Butzko kam an diesem alles beherrschenden Thema nicht vorbei und stellte zur allgemeinen Beruhigung fest: „Wir sind die Guten!“.


Hoffen wir, dass dieser blutige Krieg bald endet – dann können wir in der nächsten Ausgabe an dieser Stelle auch wieder lange geplante Themen vorstellen, die (wie unsere aktuelle Titelstory um Olga Schuler, die von der Polizei ins CannaBusiness wechselte oder unser Interview zu „Schall & Rausch“, Deutschlands erstem Hanfkrimi) durch den Ukraine-Krieg etwas in den Hintergrund gerutscht sind.