Editorial-2024-6

NO WAY BACK

Seit etwas mehr als einem halben Jahr dürfen wir hierzulande endlich legal unser eigenes Gras anbauen. Eine richtige Hochstimmung will sich aber trotzdem nicht einstellen, was nicht weiter verwundert, denn viele Politiker und Medien stehen nicht hinter der Teillegalisierung. In den schlimmsten Fällen wehren sie sich sogar aktiv dagegen und setzen alles daran, das Rad der Zeit so langsam wie nur möglich laufen zu lassen. Außer dem privaten Eigenanbau von drei Pflanzen, einer geringen Verbesserung bei der Versorgung von Patienten mit Cannabis als Medizin und der Tatsache, dass man hier und da nun auch öffentlich kiffen darf, hat die Teillegalisierung bisher wenig gebracht und droht weiter zu stagnieren, ohne erst richtig in Fahrt gekommen zu sein. Auch die Genehmigungen von Cannabis Social Clubs gehen bundesweit nur sehr schleppend voran, und von der angekündigten „Säule 2“ mit Cannabis-Abgabestellen in verschiedenen deutschen Modellregionen hört man inzwischen auch nichts mehr.


Das alles stellt eine sehr gefährliche Situation für die Hanf-Szene dar. Denn auch wenn sie längst nicht perfekt ist, dürfen wir nicht einfach bequem werden und zulassen, dass die so lange erwartete und hart erkämpfte Legalisierung in Deutschland wieder verloren geht. Allein schon die aktuelle Stagnation hat weitreichende Folgen: Zum einen bleibt der Schwarzmarkt auch weiterhin eine dominierende Kraft, was die Qualitätskontrolle und den Jugendschutz erschwert. Zum anderen verhindert die nur sehr zögerliche regionale Umsetzung der angedachten Reformen, dass sich ein regulierter Markt entwickeln kann, der Arbeitsplätze schafft und Steuereinnahmen generiert. Die anhaltende Rechtsunsicherheit und die unklare Zukunft der Cannabis-Gesetzgebung in Deutschland schrecken zudem potenzielle Investoren ab und bremsen Innovationen im Bereich der Cannabis-Forschung und -Entwicklung. Daher ist es dringend notwendig, dass die THC-Community aktiv bleibt und weiterhin Druck auf die Politik ausübt – nur so kann verhindert werden, dass die bisherigen Fortschritte immer weiter verwässert werden und sich ein Markus Söder mit seinem “Cannabisfolgenbegrenzungsgesetz” durchsetzt.