Tausende Aktivisten, Konsumenten, Patienten und platonische Cannabisfreunde zogen Anfang August durch die Innenstadt Berlins, um sich mal wieder lautstark für die Legalisierung von Cannabis einzusetzen. Dabei trotzten die Demonstranten hochsommerlichen Temperaturen und die Veranstalter verschiedenen Schikanen seitens der lokalen Behörden und der Polizei.
Leider musste die größte Demonstration für die Legalisierung von Cannabis hierzulande immer wieder ihr gutes Recht vor Gericht durchsetzen – seit 1999 kommt es regelmäßig zu Konflikten zwischen den Paradeveranstaltern und den Ämtern. Es scheint fast so, als wäre es das letzte Aufbäumen konservativer Kräfte gegen den allgemeinen Trend der Zeit – denn heute gibt es mehr gesellschaftliche Zustimmung für eine Cannabislegalisierung als jemals zuvor in Deutschland. Noch nie – das betonten viele der Redner auf der Hanfparade – standen die Zeichen so gut für eine Veränderung in der nationalen Drogenpolitik.
Trotzdem hatten die Behörden auch in diesem Jahr wieder versucht, „themenfremde“ Informationsstände auf dem Gelände der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor zu verbieten – wohl aus Angst, es könnten sich erneut Aktionsstände (wie vor zwei Jahren die Initiative „Berliner Wassertisch“, die Unterschriften gegen die Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe sammelte) unter die Hanfaktivisten mischen. Vielleicht gab es in Zeiten massiver Flüchtlingsströme aber auch Ängste, dass Aktionen zugunsten von Flüchtlingen integriert werden könnten. Diesem Eingriff in die Versammlungsfreiheit widersprachen die Organisatoren erfolgreich: „In einem demokratischen Rechtsstaat sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass allein die Versammlungsleitung über den Inhalt ihrer Versammlung bestimmen darf“, argumentierte Rechtsanwalt Volker Gerloff. Erst einen Tag vor der Parade versprach die Versammlungsbehörde, keinen der angemeldeten Stände zu beanstanden.
Am hochsommerlichen, bis zu 34 Grad heißen 8. August zogen dann ab 14 Uhr fast 10.000 Teilnehmer (die Polizei rundete mal wieder strategisch auf 6.500 ab) begleitet von hanfig geschmückten Paradewagen verschiedener Initiativen, Vereine und politischer Parteien (darunter Bündnis 90/Die Grünen, die Linke und die Piraten) vom Berliner Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor. Dabei ließen sie sich vom heiß glühenden Asphalt nicht abschrecken und forderten zum mittlerweile 19. Mal die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Natürlich war der Anteil junger Demonstranten erwartungsgemäß hoch, aber auch Schmerzpatienten, Juristen und Politikerinnen waren unter den zahlreichen Teilnehmern.