Die Tränen der Götter - Baumharze und ihre ethnomedizinischen Anwendungen

Die Tränen der Götter – Baumharze und ihre ethnomedizinischen Anwendungen

Sie werden als die „Tränen der Bäume“ sowie „als Gold des Waldes“ bezeichnet und seit Jahrtausenden als Heilmittel zur Behandlung vieler Erkrankungen eingesetzt. Die Heilkraft einiger Harze, im Besonderen jedoch die des Weihrauchs und der Myrrhe, wird inzwischen auch von Seiten der Wissenschaft bestätigt. Gleichzeitig werden die pflanzlichen Exsudate seit jeher als wirkstarke und mitunter sehr betörend duftende Räucherstoffe genutzt, beispielsweise im Rahmen von rituellen Reinigungen, als Dank- und Besänftigungsopfer für die Götter und Geister sowie schlicht zur Schaffung einer angenehmen Wohnraumatmosphäre.

Eine einheitlich gültige Definition zum biologischen Terminus „Harz“ zu finden ist aufgrund der vielen variablen Eigenschaften nicht einfach, zumal das Harz einer Pflanze in der Regel nicht als Reinsubstanz vorliegt, sondern als Gemisch mit anderen Stoffen, beispielsweise mit Öl, Gummi oder bestimmten Säuren. Allgemeinhin wird unter der Bezeichnung „Harz“ jedoch ein bestimmtes, aus terpenoiden und phenolen Verbindungen bestehendes Pflanzensekret verstanden, das im Zuge des pflanzlichen Sekundärstoffwechsels entsteht, in jedem pflanzlichen Organ vorkommen kann und:

• spontan (physiologisch) sowie infolge von Verletzungen (pathologisch) austritt

• meist eine amorphe, seltener eine kristalline Beschaffenheit zeigt

• farbig oder farblos, riechend oder nicht riechend sowie fest, weich oder flüssig

sein kann

• nicht ranzig wird

• klebrig und schmelzbar ist

• in Wasser zum größten Teil oder ganz unlöslich ist

• im Gegensatz zu Fetten und Ölen auf Papier keine Fettflecken hervorbringt.

Das wohl wichtigste Merkmal der meisten Harze ist die Unlöslichkeit in Wasser, wohingegen sie in Alkohol, Ether, Ölen, Fetten sowie in Schwefelkohlenstoff sehr gut löslich sind. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb Harze traditionell besonders häufig zu fetthaltigen Salben weiterverarbeitet werden und es nur wenig Sinn macht, nach einem Besuch im Wald, an den Fingern klebende Koniferenharze mit Wasser zu beseitigen. Letzteres gelingt mit Öl oder einem alkoholischen Lösungsmittel wesentlich leichter.