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Unser (naturnaher) Wald – Heilort und Natur-Apotheke

In der letzten Ausgabe berichteten wir in dem Artikel „Waldsterben 2.0“ davon, wie gefährdet unsere Wälder inzwischen (schon wieder) sind, obwohl der Wald für immer mehr Menschen zu einem echten Sehnsuchtsort wird. Warum unser naturnaher Wald so schützenswert ist, wurde dabei nur angedeutet und soll in dieser Ausgabe eingehender beleuchtet werden – schließlich haben Wälder einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Bereits durch das bloße Betrachten eines Baumes können erste Selbstheilungsimpulse gesetzt werden. Auch von wissenschaftlicher Seite werden inzwischen die heilsamen Qualitäten der Waldluft bestätigt, die von einer Vielzahl nutzbringender Substanzen angereichert ist und deren regelmäßige Inhalation ein großartiges Krankheitspräventivum darstellt. Gleiches trifft natürlich auch auf die in unseren heimischen Wäldern gedeihenden Heilgewächse und Nahrungspflanzen zu.  

Dass es gut tut, frische Waldluft einzuatmen, kann wahrscheinlich jeder bestätigen. Pharmakologisch begründet wird dieser positive Effekt auf das individuelle Wohlbefinden unter anderem durch das Vorhandensein der auch von Cannabis bekannten Terpene. Dabei handelt es sich um vielfältig wirkende Duftmoleküle, die besonders reichhaltig über die Borke von Nadelbäumen (und in etwas niedrigeren Konzentrationen auch über Blätter und humose Böden) ausgeschieden werden. Eine der wichtigsten Eigenschaften dieser Substanzen (nehmen wir exemplarisch die häufig vorkommenden Humulene, Pinene und Limonene) ist ihre Fähigkeit, das menschliche Immunsystem stärken zu können. Untersucht wurde dieser Effekt auch im Rahmen einer Studie von Professor Qing Li (Nippon Medical School / Tokyo): sechs Personen kamen über Nacht in ein Zimmer, dessen Luft mit Terpenen angereichert wurde, während sechs andere Versuchsteilnehmer in einem anderen Raum die ganz Nacht über gewöhnliche Luft einatmeten. Das Ergebnis war, dass die Blutproben der „Terpen-Probanden“ deutlich höhere Werte wichtiger Immunzellen aufwiesen, als die der anderen Testgruppe.

Ebenfalls hochinteressant und hoffentlich zukunftsweisend sind die Ergebnisse, die im Jahre 2015 von einer Forschergruppe der Universität Chicago rund um Professor Marc Berman veröffentlicht wurden. Herausgefunden wurde, dass in Wohngegenden mit wenigen Baumbeständen deutlich häufiger die sogenannten Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislaufschwäche, Krebs) auftreten, als in grünen Wohnvierteln oder gar in ländlichen Regionen. Sprich: Je mehr Bäume in der Nähe der eigenen Behausung wachsen, desto höher die statistische Wahrscheinlichkeit gesund zu bleiben.