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Oaksterdam University – Die erste Cannabis-Universität der Welt

Da die USA nach wie vor als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ gelten, verwundert es nicht, dass die erste Cannabis-Universität der Welt hier gegründet wurde. Schon seit 2007 wird in Oakland zum Thema Cannabis studiert – angefangen beim Anbau und medizinischen Gebrauch bis hin zu Details der Unternehmensführung. Wir sprachen mit der Uni-Chefin Dale Sky Jones u. a. über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Oaksterdam University. 

Wie ist die Idee entstanden, die weltweit erste Cannabis-Universität zu gründen – und was wolltet ihr damit eigentlich erreichen?

Als ich 2007 nach Orange County in Kalifornien zog – um eine Arztpraxis zu leiten – habe ich sofort nach Schulungen und Bildungsmöglichkeiten rund um das Thema Cannabis gesucht. Außer der Oakland Cannabis Buyers Kooperative, die von Jeff Jones geführt wurde, habe ich aber nichts gefunden. Jeff hat schon damals Patienten beigebracht, wie man Cannabis erfolgreich anbaut, weiterverarbeitet und konsumiert. Ich habe Jeff im Sommer 2007 kennengelernt, als er Richard Lee davon überzeugte, die Universität in Oakland zu gründen. Ich habe mich der Gruppe angeschlossen und ab dem darauffolgenden Februar in Los Angeles als freiwillige Hilfskraft bei den ersten Kursen mitgeholfen. Zwar kann ich nicht behaupten, die Universität gegründet zu haben, aber da sich meine berufliche Laufbahn um Schulungsprogramme und berufliche Weiterbildung drehte, war das genau mein Ding, und ich war von Anfang an und mit Begeisterung dabei.

Die erste Regel dabei lautet: Breche ein Gesetz immer nur einmal.

Kannst du uns noch etwas mehr über die Vorgeschichte dieser besonderen Uni erzählen?

Klar, gerne: Richard und Jeff glaubten so fest an die heilende Kraft von Cannabis, dass sie in den 90ern – noch bevor Proposition 215 verabschiedet wurde – Not leidenden Patienten medizinisches Cannabis zur Verfügung stellten. Oft lieferten sie es per Fahrrad an die bedürftigen Patienten aus. Im Jahr 2004 organisierte Richard Lee geschickt und zum Nutzen der Allgemeinheit die Kampagne zur Verabschiedung von „Measure Z“ – einem Wahlvorschlag, der die Verfolgung von Cannabisdelikten als geringe Priorität für die Strafverfolgung festlegte. Über 65 % der Wähler in der Stadt Oakland stimmten damals dafür. Dieses Gesetz erlaubte es dem Stadtrat von Oakland schließlich, sich auch für die Legalisierung, Besteuerung und Regulierung von Cannabis für den privaten Gebrauch einzusetzen. Zudem sollte auch die Besteuerung und Regulierung des Cannabisverkaufs erlaubt werden, sobald das entsprechende kalifornische Gesetz geändert würde. Damit bereitete Oakland den Boden für viele zukünftige Entwicklungen in der Cannabis-Szene, einschließlich eines formellen Schulungsprogramms. Im Spätsommer 2007 schaltete Richard dann eine Anzeige in der Zeitung „East Bay Express“, in der qualitativ hochwertiges Training für die Cannabis-Industrie und das Erlernen des Cannabisanbaus angeboten wurden. Das Telefon hörte danach nicht mehr auf zu klingeln – und so wurde die Oaksterdam University schließlich geboren. Richard dachte sich, wenn er und Jeff den Menschen beibringen, wie man Cannabis anbaut, sollten sie ihnen auch beibringen, wie sie sich für bessere Gesetze einsetzen können. Diese Ausrichtung wurde ganz bewusst gewählt, denn wir brauchten mehr Menschen, die an Stadtratsversammlungen teilnahmen und sich dort für ihr Recht und die Freiheit, Cannabis zu legalisieren, einsetzten.

Der Cannabisanbau war damals ja noch verboten – hat euch das gar nicht eingeschränkt?

Uns war natürlich bewusst, dass wir den Leuten Dinge beibringen, die gegen bestehende Gesetze verstoßen. Dadurch konnten sie und wir in ernsthafte Schwierigkeiten geraten und dabei ihre Freiheit, ihr Familienleben und ihr Eigentum riskieren. Aber so wurden nun mal die Voraussetzungen für die Oaksterdam University geschaffen. Es war besonders wichtig, dass die Leute zuerst ihre Rechte und Pflichten verstehen – angefangen von Begegnungen mit den Strafverfolgungsbehörden bis hin zur „Jury Nullifikation“ (Auflösung der Jury). Das sind entscheidende Dinge, denen man wahrscheinlich während des Unterrichts an der High School wenig Beachtung geschenkt hat. Im Unterricht beginnen wir daher auch immer mit dem Rechtlichen, zum Beispiel dem Unterschied zwischen Bundes- und Bundesstaatsrecht – und wie man dieses Bundesgesetz bricht, während man ansonsten ein völlig gesetzestreuer Bürger ist. Die erste Regel dabei lautet: Breche ein Gesetz immer nur einmal. Und wenn man eine Pflanze anbaut, die der Drogenklasse 1 angehört, ist es zudem entscheidend, dass man seine Steuern pünktlich zahlt, keinen Strom für den Anbau klaut, für sichere Arbeitsbedingungen sorgt und ein guter Nachbar ist.