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BHO und Co – Über die Vielfalt der Hanfextrakte

Wenn von Cannabis-Extrakten die Rede ist, neigen manche dazu, sich darunter allzu Kompliziertes vorzustellen. Futuristische Extraktionsanlagen, explosive Lösungsmittel und fachliches chemisches Know-How werden als nötige Grundvoraussetzungen betrachtet, und die Beschäftigung mit Cannabis-Extrakten rückt damit für den normalen Anwender ohne eigene Laborausrüstung in weite Ferne. Dabei muss es im Grunde alles gar nicht so aufregend sein, denn Extrakte aus der Hanfpflanze oder aus Cannabis-Produkten gibt es in unterschiedlichen Ausformungen – und auch in solchen, die für den Laien ganz einfach nachvollziehbar und gefahrlos in Eigenregie herzustellen sind. Auf den Punkt gebracht: Es sind letztlich keine technischen Finessen notwendig, um ein wirksames Cannabis-Extrakt herzustellen, wenn man bereit ist, auf die modernen Produktionstechnologien zu verzichten, die es dem Anwender erlauben, die zurzeit angesagten Superkonzentrate vom BHO-Typ (Butane Honey Oil bzw. Butane Hash Oil) zu extrahieren. Wir betrachten in diesem Artikel, was unter dem Begriff „Extrakt“ alles subsumiert wird und wie die einzelnen Extraktionsformen funktionieren.

Beginnen wir zunächst mit der Definition dessen, was unter den Begriffen „Extrakt“ und „Extraktion“ verstanden werden darf. Das lateinische Wort extraho (extraxi, extractum) bedeutet so viel wie herausziehen, ans Licht bringen, empor bringen. Im chemischen Sinne geht es also darum, bestimmte Wirkstoff-Zusammensetzungen, einzelne Moleküle oder auch Naturprodukte, wie zum Beispiel Harze oder (ätherische) Öle, aus einem Trägermaterial herauszulösen. Meist sind es pflanzliche, tierische oder mineralische Produkte, deren Inhaltsstoffe extrahiert werden. In unserem Fall interessiert uns natürlich vornehmlich die Hanfpflanze, die als psychoaktives Gewächs sehr häufig Objekt diverser Extraktionen ist. Mehr noch: Grundsätzlich stellt ausschließlich das Verwenden von getrockneten Cannabisblüten, also von Weed, Marihuana, Gras, die einzige Methode dar, Cannabis in nicht extrahierter Form aufzunehmen. Bei allen anderen psychoaktiven Hanfprodukten steht vor dem Gebrauch die Extraktion.

Was viele nicht wissen: Auch Haschisch ist ein Cannabisextrakt. Und zwar eines der urtümlichsten, weil hier schlicht und ergreifend die Trichome (das sind die cannabinoidhaltigen Harzdrüsen) der reifen Hanfpflanze von dem Gewächs (von Blüten und Blättern) abgetrennt werden. Dabei ist es egal, welche Methode der Haschisch-Herstellung man präferiert – das rustikale Abreiben der Pflanzen, das Abklopfen, Sieben und Schütteln oder auch die modernen Techniken der Gewinnung von Water- oder Ice-Hasch – bei jeder handelt es sich um einen Extraktionsprozess. So stellt im Grunde schon das Mahlen von Marihuana in einem Grinder mit Skuff-Fach (unterstes Fach an manchen Grasmühlen, in die in der Regel nur die Trichome gelangen) eine simple Harzextraktion dar.

Lassen wir nun den US-amerikanischen Grower Ed Rosenthal zum populären Thema der Herstellung von Water-Hash zu Wort kommen. Er erklärt in seinem Marijuana Growers Handbuch Folgendes: „Bei der Wassermethode wird das Cannabis mit Wasser und Eis angerührt, um damit die Drüsen vom Pflanzenmaterial zu trennen. Das Eis erfüllt einen doppelten Zweck: Es kühlt das Material, bis es spröde wird, sodass die Verbindung zwischen Drüsen und Pflanzen sich auflöst, und es wirkt als Rührwerk, das das Material abreibt. Nachdem das Pflanzenmaterial im Eiswasser gerührt wurde, muss sich das Wasser beruhigen, dann werden die Beutel getrennt. Die Filtrationsbeutel sind ähnlich den Sieben, die für die Herstellung von Kief benutzt werden. Sie filtern die Drüsen nach der Mikrongröße und trennen den Abfall vom Haschisch. Ein Mikron ist ein Millionstel von einem Meter oder 0,001 Millimeter. Das Material wird aufgefangen und schwebt im oberen Beutel, während die Drüsen, die schwer genug sind um zu sinken, im unteren Beutel gesammelt werden. Nachdem das Wasserhasch getrocknet ist, ist es fertig zum Rauchen. Der Gesamtprozess dauert drei bis sechs Stunden. Einige gebrauchsfertige Systeme verwenden mehrere Beutel, die die Drüsen sortieren. Im Gegensatz zur Kief-Herstellung, wird das Material in einem Schritt getrennt, statt durch wiederholtes Sieben. Der Prozess funktioniert am besten, wenn das Material gefroren ist“.

Sonderfall: Rohcannabis

Manche Cannabispatienten schwören auf rohe Cannabiszubereitungen, wie zum Beispiel den Press-Saft der rohen Pflanzen, in dem vornehmlich die Säureformen der Cannabinoide vorliegen, die sich im Laufe des Produktionsprozesses zur Herstellung von Marihuana durch Decarboxylierung (= Reaktion der Moleküle mit Sauerstoff) in ihre aktiven Formen umwandeln würden (THCA = THC-Säure wird zu THC, CBDA = CBD-Säure wird zu CBD u.s.w.). Von Patienten, die dies bevorzugen, wird dann meist der Saft der frisch gepressten Cannabispflanzen getrunken oder verarbeitet, und auch das kann im eigentlich Sinne als urtümliche Extraktion betrachtet werden, weil eben ein Element der Pflanze, in diesem Fall der Saft, aus dieser herausgelöst und von ihr abgetrennt wird.

Fettextrakte

Cannabinoide sind lipophil, das heißt, sie lösen sich in Fetten (und auch in Alkohol, siehe nachfolgender Abschnitt). Deshalb ist auch das Ausziehen von Schnittresten, Hanfblättern, Gras und Haschisch in Butter, Margarine und Öl eine funktionale Methode der Cannabis-Extraktion. Resultat eines solchen Vorgangs ist schließlich eine psychoaktive Cannabisbutter, Cannabismargarine oder ein aktives Cannabisöl. Diese Produkte können dann in der Küche für die Zubereitung von psychotropen Lebensmitteln dienen. Um eine Cannabisbutter herzustellen, braucht es nicht viel: Man lässt sein gemahlenes Cannabis für etwa 15 Minuten in der flüssigen Butter auf 85 Grad köcheln, seiht anschließend ab – und fertig ist die Cannabisbutter. Es gibt auch diverse Varianten, bei denen das Cannabis über zwölf Stunden in dem Fett belassen und ausgezogen wird. Diese Methode ist jedoch nur für all jene von Relevanz, die einen besonders schonenden Auszug des Pflanzenmaterials wünschen, zum Beispiel, wenn sie es vornehmlich auf die Extraktion des Cannabinoids Cannabidiol (CBD) abgesehen haben. Will man einfach eine THC-haltige Butter, so genügen die 15 Minuten (manche Autoren empfehlen gar nur 5 bis 10 Minuten) bei 85 Grad. Nach dem Abfiltern des Pflanzenmaterials kann die Butter portioniert und eingefroren und künftig wie normale Butter in der Küche verwendet werden. Aber Vorsicht: Die damit zubereiteten Lebensmittel sind, je nach Potenz der Butter, psychoaktiv und nicht für jeden geeignet!

Alkoholische Extrakte

Das Gleiche gilt für jede Art von alkoholischen Auszügen. Mit Hilfe des Alkohols als Lösungsmittel werden die Cannabinoide und andere Wirkstoffe aus der Cannabispflanze ausgezogen, also extrahiert, und können in diesem Medium auch entsprechend lange gelagert werden, insbesondere, wenn der Alkoholextrakt in einer dunklen Flasche (Braunglas) aufbewahrt wird. 

Die Herstellung von alkoholischen Cannabis-Extrakten wurde bis vor wenigen Jahrzehnten sogar noch in Lehrbüchern für Pharmazeuten und Apothekerhandbüchern beschrieben. Eine Rezeptur wollen wir uns hier direkt anschauen: 

Wie im Ergänzungsbuch zum Deutschen Arzneibuch (Stuttgart, Deutscher Apotheker-Verlag) von 1953 vermerkt, gibt man zur Herstellung eines Cannabis-Extrakts einen Teil pulverisierten Hanfkrauts, also Blüten und gegebenenfalls Blätter, auf fünf Teile Weingeist. Das Gemisch wird bei Zimmertemperatur für sechs Tage an dunklem Orte gelagert, es empfiehlt sich, das Gefäß jeden Tag mehrmals zu schütteln, um möglichst alle Stoffe aus dem Pflanzenmaterial zu lösen. Anschließend das Pflanzenmaterial noch auspressen. Den nun verbleibenden Rückstand reichern wir wiederum mit fünf Teilen Weingeist an und ziehen das Ganze abermals drei Tage lang aus. Zitat aus dem Apothekerbuch: „Beide Auszüge werden vereinigt, nach dem Absetzen filtriert und zu einem dicken Extrakt eingedampft. Indischhanfextrakt ist dunkelgrün, in Wasser unlöslich, löslich in Weingeist und Kollodium“. Als maximale Einzeldosis wird 0,1 Gramm angegeben, als maximale Tagesdosis 0,3 Gramm und als mittlere Einzeldosis (innerlich) 0,03 Gramm.

Auch eine Tinktur ist leicht und gefahrlos zuhause herzustellen und kann zum Beispiel von Cannabispatienten genutzt werden. Dazu benötigen wir nur hochprozentigen Alkohol, Schnaps etwa, in den wir auf den halben Liter bis zu 80 Gramm Schnittreste bzw. ungefähr 25 bis 50 Gramm Marihuana oder 10 bis 20 Gramm Haschisch (je nach Potenz des Ausgangsmaterials) einlegen können. Das Ganze kommt in ein möglichst braunes und gut verschließbares Glasgefäß und wird für eine Woche im Kühlschrank aufbewahrt. Das Gefäß sollte mindestens dreimal täglich durchgeschüttelt werden. Nach Ablauf der Woche siebt man das Pflanzenmaterial aus dem Alkohol und hat die fertige Tinktur vorliegen, die nun in Pipetten-Fläschchen oder ähnliches abgefüllt werden kann. Das Schweizer Apothekerbuch Pharmacopoea Helvetica hatte schon 1893 eine Rezeptur für eine „Indische Hanftinctur – Tinctura Cannabis indicae“ in petto: Dafür sollen zwanzig Teile des indischen Hanfs mit sechs Teilen Weingeist versetzt und „in einen Percolator gebracht und mit Weingeist erschöpft“ werden. „Das Gewicht des Percolates betrage hundert Teile. Klare, dunkelgrüne Flüssigkeit von eigentümlichem, betäubendem Geruche und schwach bitterem Geschmacke, mit gleichviel Wasser eine milchige Mischung gebend. Vorsichtig aufzubewahren“. 

Extrakte auf Lecithinbasis

Es gibt Produkte, die die Herstellung eines gut wirksamen Cannabis-Extrakts ermöglichen und die lipophilen Cannabiswirkstoffe in eine wasserlösliche Form überführen. Hula Solution aus Österreich und Lecithol von einer Berliner Firma sind solche Innovationen. Beide arbeiten mit Lecithin, um aus den Cannabiswirkstoffen eine Emulsion zu bilden, die dann wasserlöslich ist und in allen möglichen Speisen und anderen Formen für die orale Aufnahme verwendet werden kann.

Zur kurzen Erklärung: Es gibt Stoffe, die – vereinfacht ausgedrückt – die Wasserlöslichkeit von lipophilen Verbindungen erhöhen. Lecithin ist so ein Stoff, und auch Polysorbat 80 (ein Emulgator, der z.B. für die Herstellung von Speise-Eis verwendet wird) eignet sich dafür. Beide Stoffe sind zusammen mit Ethanol und Sesamöl Zutaten des Produkts Lecithin, und auch Hula Solution arbeitet auf ähnliche Weise. 

Um nun einen solchen Extrakt herzustellen, benötigt man neben dem Cannabis eine hochprozentige Ansatz-Spirituose – zum Beispiel Alkohol aus der Apotheke – und Lecithin. Eine mögliche Rezeptur besteht aus Alkohol, Lecithin (z.B. Sojalecithin-Granulat oder flüssiges Lecithin aus der Apotheke oder dem Reformhaus) und einem Cannabisprodukt. Ein Esslöffel des Lecithins wird mit 50 Millilitern Alkohol vermischt. Am besten mindestens einen Tag lang warten, bis der hochprozentige Schnaps eine bernsteinfarbene Färbung angenommen hat. Dann etwa ein Gramm Gras in ungefähr 40 Millilitern der Lösung einlegen und das Ganze etwa sieben Stunden (besser zwölf) stehen lassen. Anschließend das Cannabismaterial abfiltern und der Extrakt ist fertig. Manche verwenden auch einfach statt des reinen Lecithins das Stärkungsmittel und Wellnessprodukt Vita Buerlecithin. Das enthält zwar neben dem Lecithin zusätzliche Inhaltsstoffe, trotzdem funktioniert die Methode damit genauso.

Extraktion mit Extraktoren

Und dann gibt es die hochprofessionellen Extraktoren, die mit Lösungsmitteln (meist Butan, Dimethylether u.a.) arbeiten und mit denen man superpotente BHO-Konzentrate, also Wax, Shatter, Budder etc. pp., aus Cannabis herstellen kann. Insbesondere Schnittreste und „Grow-Abfälle“ können mit solchen Lösungsmittelextraktoren veredelt werden. Die Gerätschaften sind, trotz ihrer praktischen Nutzbarkeit und der Möglichkeit, aus vermeintlichen Abfällen das Letzte herauszuholen, aber relativ teuer und eher etwas für Menschen mit einem gewissen Faible für diese Technologie. Die moderneren Geräte dieser Art sind allerdings so konzipiert, dass sie ein einfaches Handling gewährleisten sollen. Das Prinzip: Gib oben einfach deine Knippreste und Blätter rein, dann kommt unten das flüssige Gold heraus. Aus Müll mach Öl – oder so ähnlich. Das klingt durchaus verlockend.

Allerdings birgt der Umgang mit diesen auf Lösungsmittelbasis arbeitenden Extraktoren auch einige reale Gefahren, Autorin Kathrin Gebhardt fasst die wichtigsten zusammen: „Die Extraktion mit Gas ist immer ein gefährlicher Prozess, daher ist es dringend notwendig, die Extraktion im Freien in einer gut belüfteten Umgebung, fern von Funken, Flammen und elektrischen Geräten durchzuführen. Dabei auf keinen Fall rauchen! Einige Pflanzen enthalten toxische Öle oder wurden evtl. mit Chemikalien besprüht, daher nur Kräuter aus sicheren Quellen verwenden, da sich im Öl sonst Verunreinigungen befinden könnten“

Überdies sollte bei diesen Extraktoren peinlichst genau auf die Angaben in der Gebrauchsanweisung geachtet werden. Kathrin Gebhardt gibt Tipps zur Sicherheit: „Da Funken entstehen können, dürfen während der Extraktion keine elektronischen Geräte, wie z.B. Handys oder Tablets in der Nähe sein. Schutzbrille und Atemschutz tragen. Dämpfe sollen nicht eingeatmet werden. Keine lockeren Pullover, nur eng anliegende Kleidung tragen. Nie in der Nähe von Kindern verwenden“. 

Übrigens wird nicht nur die moderne BHO-Variante, sondern auch das originäre Haschischöl meist mit Hilfe von Lösungsmitteln (Chloroform, Naphta, Isopropylalkohol etc.) hergestellt – siehe dazu auch einen Hinweis und Internet-Tipp am Ende des Artikels.

Extraktion mit der Hand und ohne Lösungsmittel

Wer keine Lust auf Lösungsmittel hat – immerhin ist nicht wirklich klar, ob man mit allen derzeit am Markt erhältlichen Extraktionsgeräten auch tatsächlich komplett rückstandsfreie BHO produzieren kann – der kann auf eine Technik zurückgreifen, die erst vor Kurzem aus den USA bekannt geworden ist. Die Rede ist von der sogenannten „Rosin-Technik“, die mithilfe eines Bügeleisens das Cannabis bzw. dessen Harze extrahiert. Zwar ist über eine Methode, das Gras oder Haschisch mit dem konventionellen Bügeleisen für die Wäsche zu extrahieren, nichts bekannt, wohl aber über die Technologie, dies mit dem Glätteisen für Haare zu bewerkstelligen. Das Glätteisen, wie es viele Frauen verwenden, sollte eine Temperaturregelung aufweisen und auf 150 Grad Celsius eingestellt werden. Das zu extrahierende Marihuana wird mit den Fingern zu einem Kügelchen gepresst und zwischen ein zusammengefaltetes Backpapier gelegt. Dies wiederum kommt dann zwischen die Heizplatten des vorgeheizten Glätteisens. Schließlich drückt man das Glätteisen etwa vier bis sechs Sekunden fest zusammen – und fertig ist das Konzentrat. Wenn man nun das Backpapier aufklappt, kann man einen festen Gras-Chip entnehmen und sieht auf der Oberfläche des Backpapiers schon den öligen Extrakt, der regelrecht aus dem Marihuana „gemolken“ wurde. Dieses lösungsmittelfreie Wax kann nun mit einer Rasierklinge oder ähnlichem zusammengesammelt und bereits in der Dabbing-Pfeife verwendet werden. Das Gleiche funktioniert auch mit Haschisch, nur dass dieses nicht einfach in Backpapier gelegt werden darf, bevor man es mit dem Glätteisen bearbeitet. Der Grund: Das Haschisch würde sich mit dem ausgepressten Öl vermengen und könnte anschließend nicht separiert werden. Daher legt man das Haschisch, bevor es in das gefaltete Backpapier kommt, in ein Tuch aus Polyamid- oder Polyester-Mikronstoff (25 Mikron). Das gesamte Konstrukt wird nun mit dem Glätteisen unter Aufbringung ausreichenden Drucks regelrecht ausgestrichen. Das Hasch verbleibt dabei im Mikrontuch und der ölige Extrakt haftet am Backpapier. Wer über Gerätschaften wie eine T-Shirt- oder Olivenpresse verfügt, kann mit dieser Technik auch größere Mengen Cannabis extrahieren.

Und was ist mit Hanfsamenöl?

Hanfsamenöl interessiert uns in diesem Zusammenhang nicht wirklich, da es kein psychoaktives Produkt des Cannabis ist (wir aber in diesem Artikel über solche sprechen). Hanfsamenöl wird, wie der Name schon suggeriert, aus den Samen des Hanfs kalt ausgepresst. Es enthält essentielle Fettsäuren und ist im Rahmen einer gesunden Ernährung hilfreich. Auch das ätherische Hanföl, das durch Destillation aus Marihuana und Hanfblättern hergestellt wird, kommt hier nicht weiter zur Sprache.

Fazit

Nur die Extraktion mit den diversen Lösungsmittelextraktoren ist eine potenziell gefährliche Angelegenheit (obgleich diese Geräte mittlerweile so gut entwickelt sind, dass bei sachgemäßem Gebrauch nichts passieren sollte). Nur hier müssen besondere Sicherheitshinweise und Verhaltensregeln beachtet werden, alle anderen Methoden sind in der Handhabung relativ sicher und können im Prinzip keine akuten Risiken provozieren (es sei denn, jemand stellt sich im Umgang mit dem Herd oder dem Glätteisen ungeschickt an). Wirksame Extrakte haben allerdings alle beschriebenen Methoden zum Ergebnis. Einzig die Verwendung des Presssaftes von rohem Cannabis verspricht keine durchschlagende psychoaktive Effektivität, hat wohl aber offensichtlich medizinische Qualitäten. Sonst wäre die Praxis des Rohsaft-Extrakts wohl kaum bei vielen Patienten an der Tagesordnung.

Das Feld der Möglichkeiten, Cannabis zu extrahieren, ist ein großes. Wir haben hier die gängigsten Methoden besprochen, die man auf eigene Faust zuhause und mit einfachen Mitteln bzw. mittels anzuschaffender Geräte durchführen kann. Ich habe darauf verzichtet, auf das chemische Grundlagenwissen rund um die Extraktion von Pflanzenwirkstoffen einzugehen (beispielsweise auf gefährliche offene Extraktionen, wie die Wasserdampfextraktion oder Extraktionen mit Lösemittelrückgewinnung, z.B. mit Liebigkühler etc.). Auf Grundlage des hiermit erworbenen Wissens lässt sich weiterführend forschen und experimentieren, um die Feinheiten und Details zu verinnerlichen und mit diesem aus der Erfahrung geborenen Wissen immer bessere Resultate erzielen zu können.

Tipp: Cannabis vorher aktivieren!

Wenn man das Marihuana vor der Extraktion im Backofen aktiviert, ist es anschließend stärker. Wie oben schon besprochen, liegen in frischem Cannabis – aber auch in (vornehmlich feuchterem) Marihuana – bestimmte Cannabinoidanteile in ihren Säureformen vor, die nicht psychoaktiv wirksam sind. Packt man sein noch nicht komplett getrocknetes Gras dann für etwa fünf Minuten bei 190 Grad oder frisches Gras für 15 bis 20 Minuten bei 150 bis 160 Grad in den Backofen, werden durch die sogenannte Decarboxylierung (siehe ebenfalls oben) einige Anteile der Säureformen in ihre aktiven Formen überführt. Das Marihuana ist dann potenter. Aber Vorsicht: Die Aktivierung von Cannabis mittels Hitze ist eine Wissenschaft für sich. Jeder, der sich dafür interessiert, sollte entsprechende Quellen konsultieren, um nicht womöglich sein wertvolles Material zu zerstören. Dr. Franjo Grotenhermen hat für unsere Kollegen vom Hanf Journal einen Artikel verfasst, der sich allein mit diesem Thema auseinandersetzt.

Bei der Technik der Cannabis-Aktivierung kommt es insbesondere darauf an, wie frisch bzw. wie trocken das Marihuana ist. Je frischer die Pflanzenteile, desto mehr Säureformen enthalten sie und desto länger dürfen sie im Ofen aktiviert werden. Das heißt im Umkehrschluss: Je trockener das Gras ist, desto kürzer sollte es im Ofen erhitzt werden. In trockenem Marihuana liegen weniger Cannabinoidanteile in Säureform vor, so dass man hier keine längere Aktivierung vornehmen muss. Im Zweifel gilt für gut getrocknetes Weed: Lieber auf die Behandlung im Ofen verzichten. Zu lange erhitztes Cannabis hat zur Folge, dass das THC in Cannabinol (CBN) überführt wird, was zu einem deutlichen Potenzverlust des Marihuana führt.

Buchtipps 

Zum Thema Cannabis-Extraktion gibt es zwei Bücher, die den Anwender weiterführend informieren. Da ist zum einen das englischsprachige Werk Beyond Buds vom US-amerikanischen Grow-Profi Ed Rosenthal, das sich mit der Verwendung von „Growabfällen“ beschäftigt. Wer des Englischen mächtig ist, sollte in diesen Band unbedingt einen Blick werfen. Er ist äußerst erhellend. Zum anderen ist soeben ein Buch erschienen, an dem ich selbst beteiligt bin: Es handelt sich um den Band Cannabidiol (CBD) eines dreiköpfigen Autorenteams (bestehend aus dem Experten für Cannabinoidmedizin Dr. Franjo Grotenhermen, der Hanfbäckerin Kathrin Gebhardt und mir), der gerade im Nachtschatten Verlag herausgekommen ist und in dem zahlreiche Materialien zu allen möglichen Extraktionsverfahren für Cannabis aufgezeichnet sind. 

Und noch ein heißer Tipp: Der englische Artikel Cannabis and Cannabis Extracts: Greater Than the Sum of Their Parts? von John M. McPartland und Ethan B. Russo befasst sich auf 30 Seiten mit vielen Aspekten der diversen Cannabis-Extrakte und ist eine besondere Empfehlung.

Ganz zum Ende nun noch ein Internet-Tipp. Wer eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung von Cannabis- bzw. Haschöl interessant findet, der sei auf folgende Website verwiesen: 

http://de.wikihow.com/Medizinisches-Marihuana-%C3%96l-herstellen

Zwar ist die Übersetzung aus dem Englischen nicht das Nonplusultra und an mancher Stelle etwas ungenau, trotzdem ist der Artikel durchaus inspirativer Natur und vertieft das Verständnis des Vorgangs der Extraktion von Cannabis.