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„Sativa“ und „Indica“ war gestern

Die althergebrachte Meinung lautet oft weiterhin: Cannabis macht munter oder müde – dazwischen gibt es wenig. Und wie die jeweiligen Blüten wirken, lässt sich (laut gängiger Klischees) an ihrer Form ablesen. Die Einordnung in die zwei Kategorien „Sativa“ und „Indica“ ist bis heute gebräuchlich. Diese Klassifizierung erfolgte nach langem Cannabisgebrauch ohne Schubladen erst im 18. Jahrhundert: Der schwedische Forscher Carl von Linné beschrieb 1753 zum ersten Mal die Hanfpflanze „Cannabis Sativa“, den „gewöhnlichen Hanf“. Er ging davon aus, dass es sich um eine monotypische Gattung handelt, die nur eine Art umfasst. 30 Jahre später entdeckte Jean-Baptiste de Lamarck eine weitere Hanfsorte in Indien, der er den Namen „Cannabis Indica“, also „indischer Hanf“ gab. Die „Zweifaltigkeit“ des Cannabis war damit geboren, die bis heute einer differenzierteren Betrachtung im Weg steht.

Forschende bemängeln heute, dass die Unterscheidung nach „Sativa“ und „Indica“ auf der zufälligen Verbindung von äußerlichen, physiologischen, chemischen und geografischen Merkmalen beruht. So werden Sorten aus ähnlichen Regionen oder mit gleichartigem Aussehen automatisch der gleichen Anwendungs-Kategorie zugeordnet: „Sativa wird allgemein immer noch mit einer belebenden und Indica mit einer beruhigenden Wirkung assoziiert – frei nach der alten Eselsbrücke: ‚IN DIE Couch'“, sagt die Biochemikerin und Leiterin der Grünhorn Academy, Dr. rer. nat. Nadine Herwig. Das sei früher vielleicht
einmal richtig gewesen, als Wuchs und Herkunft der Pflanze Rückschlüsse auf ihre Wirkung zuließen. So kommen Indica-Pflanzen natürlicherweise in Zentralasien vor und sind in der Regel kurz und buschig, während Sativa-Pflanzen schmalere und längere Blüten haben und dem tropischen Klima angepasst sind. „Nachdem es heutzutage hunderte Cannabis-Züchtungen und darunter viele Hybride gibt, sagen Wuchs und Herkunft wenig über die Wirkung der Pflanze aus“, so Dr. Herwig.