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THCENE 05/2017 (September-Oktober)

Dank der verfehlten und von der sozialen Realität weit entfernten Politik der Bundesregierung ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland zum vierten Mal in Folge gestiegen. 2016 starben insgesamt 1.333 Menschen durch den Konsum von illegalen Substanzen. Das waren 107 Menschen (oder 9%) mehr als im Vorjahr. Würde man die Opfer von Alkohol und Tabak mit in dieser Statistik berücksichtigen, ginge die Zahl der Toten in die Zehntausende. Besonders stark stieg die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum sogenannter Designerdrogen und “Legal Highs”.

Im letzten Jahr wurden 98 Todesfälle durch „Legal Highs“ registriert, das waren fast dreimal so viele, wie im Jahr davor. 2015 starben 39 Menschen infolge des Konsums neuer psychoaktiver Stoffe. Deren Zusammensetzung ist oft gar nicht bekannt, was hohe Risiken für die meist jungen Konsumenten birgt – dennoch werden „Legal Highs“ (trotz teilweise lokaler Verbote) frei über Onlineshops verkauft. Wären Cannabisprodukte für Erwachsene im Rahmen eines regulierten Marktes frei erhältlich, würde die Nachfrage nach derartigen Räuchermischungen, Badesalzen & Co sehr schnell nachlassen und letztendlich zusammenbrechen. Wer wäre schon so dumm, einen Chemie-Cocktail mit unbekannter Wirkung und im schlimmsten Falle mit tödlichem Ausgang im Internet zu bestellen, wenn er im Coffesshop seiner Wahl natürliche Cannabisprodukte aus zertifiziertem Anbau und mit genauer Angabe der Wirkstoffe und nach fachlich-kompetenter Beratung kaufen könnte?

Aber natürlich dreht sich nicht alles in dieser neuen Ausgabe um „Legal Highs“ – wir werfen u.a. einen Blick auf das noch weitgehend unbekannte (aber vielversprechende) Cannabinoid THCV, berichten von der diesjährigen Hanfparade, öffnen den ersten Teil unserer Hausapotheke und informieren Euch über die Wahlprogramme der deutschen Parteien in Sachen Cannabis und Drogenpolitik. Denn am 24. September liegt es mal wieder an uns, diese kleine, uns zugeteilte Ration Demokratie auch zu nutzen und tatsächlich wählen zu gehen. Denn solange die Revolution auf sich warten lässt, ist dies die einzige Möglichkeit, überfällige Veränderungen voranzutreiben.