Dass die flächendeckende Überwachung der Bevölkerung keine Erfindung des Internet-Zeitalters ist, beweist eine der unterhaltsamsten Verschwörungstheorien der letzten Jahrzehnte.
Wir werden beobachtet, so viel steht fest.
Es fragt sich nur, von wem.
Vor zwei Jahren tauchte plötzlich diese Botschaft auf. Mitten in der amerikanischen Provinz, auf einer großen Werbefläche über einem Second-Hand-Laden in Memphis, Tennessee. „Birds Aren’t Real“ war da zu lesen. Keine weitere Erläuterung, keine Website, kein Hinweis auf eine originelle Werbeaktion. Vögel sind nicht real? Was bitte sollte das bedeuten? Diese Frage verbreitete sich dank Social Media recht schnell und kurz danach trat der Student Peter McIndoe an die Öffentlichkeit und stellte sich als Sprecher der „Bird Truther“-Bewegung vor. Die Geschichte, die er zu erzählen hatte, klang ebenso unglaublich wie unterhaltsam. Seit Jahrzehnten, so McIndoe, habe die US-Regierung den Großteil der heimischen Vogelbestände ausgerottet und durch Drohnen ersetzt. Was die Amerikaner seitdem am Himmel sehen, seien längst keine echten Vögel mehr, sondern fliegende Kameras. Und nun waren die Bird Truther gekommen, um die Menschen wachzurütteln. Denn wir werden beobachtet, permanent und überall. Nicht erst seit Google, Facebook & Co und nicht erst seitdem die NSA das Internet für sich entdeckt hat, sondern seit mehr als 60 Jahren, aus der Luft, von Milliarden ferngesteuerter Vogeldrohnen! Nach eigener Aussage besteht die „Birds Aren’t Real“-Bewegung bereits seit Beginn der 70er Jahre, aber dazu gleich mehr. Ihr ursprüngliches Ziel, den von der Regierung heimlich geplanten Vogel-Genozid zu stoppen, konnte sie ja leider nicht erreichen – daher konzentriert man sich heute vor allem auf die Aufklärungsarbeit.
Es ist nicht überraschend, dass die Ursprünge dieser monströsen, von den Bird Truthern aufgedeckten Verschwörung bis in die 50er Jahre zurückreichen, als die Paranoia des Kalten Krieges gerade ihren Höhepunkt erreicht hatte. Überall in den USA wurden damals sowjetische Spione vermutet, unter den Künstlern und Intellektuellen, in Hollywood, vor allem aber innerhalb der eigenen Regierung. So fiel es 1956 dem damaligen CIA-Direktor Allen Dulles nicht schwer, Präsident Eisenhower eine geniale Idee unterzuschieben: Statt mit herkömmlichen Kameras an öffentlichen Gebäuden und Straßenecken sollte die Überwachung potenzieller Feinde demnächst aus dem Himmel erfolgen. Zur selben Zeit litt die Hauptstadt Washington, D.C. gerade unter einer regelrechten Taubenplage. Allen Dulles selbst soll außerdem ein erklärter Vogelfeind gewesen sein, für ihn waren sie nichts weiter als fliegendes Ungeziefer. Was lag also näher, als die lästigen Viecher einfach umzubringen und durch Roboter zu ersetzen, die wie Vögel aussehen?