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Christiania – 50 Jahre „soziales Experiment“

1973 erklärte die dänische Regierung das ehemalige Militärgelände im Herzen Kopenhagens, welches von bunten Hausbesetzergruppen „Christiania“ getauft wurde, offiziell zu einem „sozialen Experiment“ und gab somit der „größten Hippie-Kommune Europas“ eine gewisse Lebens- und Planungssicherheit, die sie zuvor nicht genoß. Seitdem sind 50 Jahre vergangen, und viel hat sich auf dem nach wie vor selbstverwalteten Areal getan. Es ist aber auch eine Menge beim Alten geblieben – wie beispielsweise die regelmäßigen „Besuche“ der Polizei, die immer mal wieder massiv einfallen, um für ein paar Stunden die berühmt-berüchtige „Pusher Street“ dichtzumachen. Wir schauten im Spätsommer in Christiania vorbei und versuchten dabei, mit einem Dealer ins Gespräch zu kommen. Wie wir schnell feststellen mussten, war das eine fast unmögliche Aufgabe…

Das bereits in den 60er Jahren von der dänischen Armee aufgegebene Gelände in bester Kopenhagener Stadtlage wurde schon 1971 von den ersten 150 Aussteigern besetzt, die hier selbstbestimmt und mietfrei leben wollten. Außerdem wollte man sich auch von Dänemark und seinen Gesetzen lösen, nicht weiter nach herkömmlichen Eigentumsmodellen leben und (anfangs) alle Drogen legalisieren. Bemerkenswert war, dass es dabei keine Anführer gab – die Besetzer waren einfach wütend auf ihre Regierung und reagierten mit der Besetzung des ungenutzten Geländes auf die damalige Wohnungskrise und zunehmende Gängelungen durch den Staat. Kurz darauf sperrten sie alle nach Christiania führenden Straßen, verbannten Autos aus ihrem Gebiet und schufen somit eine etwa 35 Hektar umfassende grüne Enklave im südwestlichen Zentrum der dänischen Hauptstadt. Ihr erklärter Plan war es, innerhalb Dänemarks, aber außerhalb seiner Gesetze zu leben. Also schrieben die Besetzer ihre eigene Verfassung, druckten ihr eigenes Geld, beendeten den herkömmlichen Eigentumsbesitz und legalisierten alle Drogen in Christiania. Der Leitsatz der frisch gegründeten Kommune war ganz einfach: „Alles ist erlaubt, bis es anfängt, jemanden zu stören.“ Und eine ihrer bekanntesten Parolen war: „Schwarze Schafe aller Klassen, vereinigt euch!“