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EASY (BIO) GROWING, Teil 4: Blue Sunset Sherbert

Nachdem sich der Growschrank von GrowForLife mit meinem letzten (vierten) Grow bezahlt gemacht hatte, ging es nun in die Gewinnzone. Nur noch die Kosten für Samen, Filter und Florganics mussten aufgebracht werden, was in Betracht der zu erwartenden nächsten Ernte kaum ins Gewicht fiel. 

Bei der Wahl meiner nächsten Sorte ließ ich mich von meiner THC-Fixierung leiten. Denn ich fand bei Barney’s Farm eine mir völlig unbekannte Sorte namens Blue Sunset Sherbert, deren Blüten “einen THC-Gehalt produzieren, der mit bis zu 28 % getestet wurde“. So der Begleittext. Außerdem soll diese Sorte auch ganz leicht anzubauen sein (eine 1 auf einer Skala von 1 bis 5), was mir natürlich sehr entgegenkam. Was mich beim Anbau dieser Pflanze aber letztendlich so begeistert hat, stand nicht im Werbetext. Aber dazu später mehr. 

Erde entsorgen und neu besorgen nervt. Besonders im Sommer. Warum also nicht mal versuchen, die Erde aufzubereiten? Das ist auch viel nachhaltiger, als ständig neue Erde zu kaufen und zu entsorgen. Und nachdem andere Grower sehr gute Erfahrungen mit Florganics gemacht haben, wollte ich das auch mal versuchen. Der Empfehlung folgend mischte ich 14 Tage vor der Keimung ca. 10 % Florganics unter die alte Erde und goss diese leicht an. Unten im Topf gab ich mehr Florganics dazu als oben – damit es dem Sämling am Anfang nicht zu heftig wird. 

Mitte Juni kam ein Blue Sunset Sherbert-Samen für 48h ins Wasser. Danach pflanzte ich ihn mit der Keimspitze nach unten in der aufbereiteten Erde ein. Drei Tage später war der Erddurchbruch vollzogen und der Keimling bekam 18 Stunden Licht. Von erstmal nur einer Lampe. Eine Woche später, als das oberirdische Wachstum loslegte, schaltete ich dann auch die zweite LED-Leuchte mit an. 

Nach drei Wochen und 20 cm Höhe schnitt ich die sechs größten Segelblätter ab, da diese den zarten jungen Trieben im Weg waren, die sich so gar nicht vernünftig entwickeln konnten. Schon früh stellte ich fest, dass ich diesmal einen ganz anderen Phänotyp im Schrank hatte als zuvor bei den drei T.H.Seeds-Sorten: Meine Blue Sunset Sherbert ging nicht erstmal in die Breite, sondern direkt in die Höhe. Anfangs sah sie wie eine kleine Hanfpalme aus. Im gleichen Entwicklungsstadium erinnerten die drei von mir angebauten T.H.Seeds-Sorten eher an Blattsalat. Außerdem bildeten sich auch schon sehr früh viel mehr zarte Triebe und Verzweigungen aus. Diese gingen schräg nach oben vom Hauptstamm ab und waren dabei ganz gerade – und nicht so Chanukka-Kerzenständer-mäßig gekrümmt, wie ich das bei den vorangegangenen Sorten erlebt habe.

Am Tag 28 (nach genau vier Wochen) beschnitt ich die Pflanze bei 30 cm Höhe erneut. Diesmal dünnte ich vor allem den unteren Bereich aus und schnitt oben nur die vier größten Segelblätter ab. Nur sechs Tage später füllte der nun in Rekordzeit heranwachsende „Busch“ bereits das halbe Schrankvolumen aus, weshalb ich wieder (und diesmal nicht zu knapp) zur Schere griff. Ich dünnte gleichmäßig aus und entfernte im unteren Bereich auch junge Triebe, die es eh nicht bis ans Licht schaffen würden. Außerdem auch ein paar Seitentriebe, die mit dem Kopf durch die Schrankwand wollten.

Nachdem ich bisher nur recht kurze Pflanzen im Schrank hatte, ließ ich meiner Blue Sunset Sherbert diesmal eine ganze Woche mehr Zeit zum Wachsen. Ich schickte sie also erst nach fünf Wochen (am 35. Tag) bei einer Höhe von 42 cm in die Blütephase (12 Stunden Licht pro Tag). Am gleichen Tag musste ich auch schon wieder Beschneiden. Und zwar richtig viel! Ich konnte es kaum glauben, wie schnell hier neue Blätter nachgewachsen waren. Und wie viele Seitentriebe die Pflanze ausgebildet hatte.

Vielleicht war es der wiederaufbereiteten Erde zu verdanken, dass Trauermücken diesmal kein Problem waren. Nur ganz vereinzelt schlüpfte noch was, aber das war kein Vergleich zu meinen vorangegangenen Grows, wo ich die Viecher zum Teil täglich mit dem Staubsauger entfernt hatte. Diesmal klebten an den Gelbfallen (zur Ernte) genau 31 Trauermücken. So viele habe ich beim letzten Grow teilweise täglich weggesaugt. Wenn das die Nachzügler aus der Erde waren, dann dürfte ja beim nächsten Grow (auf der gleichen, erneut aufbereiteten Erde) gar keine Fliege mehr aus dem Boden schlüpfen.

Der im Schrank verborgene Grow-Raum wurde von der Blue Sunset Sherbert viel besser genutzt, als von ihren Vorgängerinnen. Schon früh überragte ein hinterer Seitentrieb den zentralen Haupttrieb um
ein bis zwei Zentimeter. Aber auch die anderen Seitentriebe kamen allmählich auf ähnliche Höhen. Am Tag 39 (bei 46 cm Höhe) war dann schon wieder alles so dschungelmäßig zugewuchert, dass ich erneut kräftig ausdünnen musste. Viele Blätter und Triebe wuchsen kreuz und quer durcheinander bzw. ineinander, sodass man einige davon opfern musste.

Krass! Nur fünf Tage später fiel mir beim Öffnen der Schranktür schon wieder ein dichter Dschungel entgegen, den ich erneut kräftig mit der Schere lichten musste. So oft musste ich bisher noch bei keiner anderen Pflanze mit der Schere ran. Folglich hatten wir auch noch nie eine so große (Hanfblatt)Pesto- und Tee-Ernte, denn natürlich wird bei uns jedes abgeschnittene Blatt genutzt. Diese schönen grünen Blätter sind schließlich viel zu schade zum Wegschmeißen. Denn auch ohne THC sind Hanfblätter sehr gesund (Eisen) und vielfältig verwendbar (Tee, Pesto, Gewürzpulver usw.)

Am Tag 49 (bei 56 cm Höhe) war es dann schon wieder so weit: Die Pflanze „schwappte“ mir regelrecht entgegen, als ich die Schranktür öffnete. Einige Triebe, die es über den Randbereich nach oben versuchten, stießen inzwischen an ihre Grenzen in Form der Schrankwände und ließen sich von ihnen abstützen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum diese Triebe nach der Entnahme des Topfs aus dem Schrank ihre zarten Blütenköpfe so deutlich hängenließen. Da ich sie eh nicht mehr vernünftig zurück in den Schrank stellen konnte, schnitt ich auch diese Triebe ab. Ebenso eine Vielzahl von großen und kleinen Blättern – oben wie unten. Ich musste mich regelrecht bremsen, um diesmal nicht ZU viel abzuschneiden. Bei diesem massivsten aller Beschnitte (gefühlt hatte ich mindestens 50 % aller Blätter entfernt) kam eine riesige Schüssel Blätter und Triebe zusammen, die meine Frau an Ort und Stelle zu Pesto verarbeitete.
Ihr Fazit: „Schön nussig!“

Da die Blütenproduktion mittlerweile eingesetzt hatte, hoffte ich, dass es mit der Beschneiderei nun langsam vorbei war. Am Tag 53 lag die Durchschnittshöhe der Triebe bei über 60 cm. Nach wie vor waren einige Seitentriebe etwas größer als der zentrale Haupttrieb. Der Wuchsform nach würde ich Blue Sunset Sherbert daher als „natürliche Screen of Green-Pflanze“ beschreiben. Hier kamen schließlich alle Topbuds von Natur aus auf ähnliche Höhen. Da musste man rein gar nichts abschneiden. Endlich verstand es mal eine Genetik, den im Schrank vorhandenen Platz optimal zu nutzen. Ich war (bzw. bin) begeistert. Und ich fragte mich, ob das Zufall war oder immer so ist. Wenn die Pflanzen dieser Sorte immer so herrlich gleichmäßig in Sachen Höhe heranwachsen, hätte das Barney’s Farm doch bestimmt in seinem Werbetext erwähnt. Ich jedenfalls fand diese buschige, vieltriebige Wuchsform mit ziemlich einheitlicher Höhe überaus bemerkenswert. Hatte ich damit vielleicht schon die perfekte Genetik für meinen Growschrank gefunden?

Die Blütenbildung schritt voran und alles sah soweit (auch was die Blütenanzahl betraf) sehr gut aus. Ich frohlockte und spekulierte nach den nur gut 50 g beim letzten Grow auf eine wieder größere Ernte. Und zwar mit bis zu 28 % THC! Schließlich entwickelte sich meine Blue Sunset Sherbert bisher super. Nichts lies darauf schließen, dass die wiederaufbereitete Erde zu wenige Nährstoffe beinhaltete. Zumal ich wirklich noch nie so viele Blätter weggeschnitten habe, wie bei diesem Grow. Die vielen abgeschnittenen Blätter waren ja entnommene Bio-Masse, die erstmal aus den Nährstoffen des Bodens gebildet werden musste. Bis dato war kein Unterschied zu frischer Erde zu bemerken. Ganz im Gegenteil – so eine schnell und stark wachsende Pflanze war mir neu. Wobei das sicherlich auch an der Genetik liegt. Trotzdem: ohne gute Erde (bzw. eine gut aufbereitete Erde) kann die beste Genetik nicht dermaßen abgehen. Vermute ich.

Am Tag 55 (bei ca. 68 cm Höhe) war die Blue Sunset Sherbert schon wieder so zugewuchert, dass ich doch nochmal zur Schere greifen musste. Erneut hielt ich mich nicht zurück und entfernte auch wieder viele chancenlose Triebe aus dem unteren Bereich. Um der Schimmelgefahr vorzubeugen, schnitt ich erneut eher zu viele als zu wenige Blätter heraus. Damit alles schön luftig im Gehölz blieb.

Am Tag 63 (bei ca. 75 cm Höhe) war trotz voranschreitender Blütenbildung wieder alles zugewuchert. Also beschnitt ich noch ein letztes (neuntes!) Mal. Dabei bemerkte ich, dass die vielen kleinen Blüten schon ziemlich klebrig waren. Und sich in vielversprechender Anzahl ausbildeten. Da sich schon wieder einige „Randblüten“ faul gegen die Schrankwände gelehnt hatten und ich kein Harz an den Wänden wollte, machte ich ein Gummiband um den Stamm. Indem ich es an den schräg nach oben abgehenden Verzweigungen von unten nach oben zog, konnte ich damit die ausufernden Seitenzweige etwas besser zusammen- und von den Wänden weghalten.

Am Tag 77 (nach genau sechs Wochen in der Blüte) waren schon mehr als die Hälfte aller Blühfäden dunkel verfärbt. Um mir auch die Trichompilze genauer anschauen zu können, machte ich ein paar Macro-Fotos. Noch waren alle Harzausschüttungen klar bzw. leicht milchig-trüb. Bernsteinfarbene waren noch keine zu sehen. Der Wassertank des Speichertopfs war schon wieder leer, aber der Boden noch feucht. Weil zu der Zeit eh gerade eine (witterungsbedingt) hohe Luftfeuchtigkeit (60 bis 70 %) vorherrschte, gab ich der Pflanze von jetzt ab lieber kein Wasser mehr. Um die Schimmelgefahr zu reduzieren.

Am Tag 83 machte ich erneut eine Macro-Foto-Kontrolle und entdeckte dabei einige Trichome, die bereits leicht ins Bernsteinfarbige gingen. Manche waren milchig, viele aber auch noch ganz klar. Gleichzeitig waren die Blütenfäden aber fast alle schon dunkel-orange, weshalb Fachbücher wie „Weedology“ (von Philip Adams) an dieser Stelle die Ernte empfehlen: „Wenn 50 – 70 Prozent der Blütenstempel weiß sind, kann mit der Ernte begonnen werden.“
Zum Thema Trichom-Verfärbung steht in diesem Fachbuch für den Heimanbau: „Wenn man Harz unter einer Lupe betrachtet, kann man (je nach Stadium der Blüte Phase) die mit Harz gefüllten Drüsenköpfe erkennen. Sie sind ein wenig missgebildet und durchsichtig, werden aber mit zunehmender Reife runder und bernsteinfarben. Wenn der Großteil des abgesonderten Harzes funkelt wie Brillanten und außerdem kugelförmig, klebrig und durchsichtig ist, ist die Pflanze erntereif. Durch eine Reaktion mit Sauerstoff erhalten die Hartzkügelchen ihre typische Bernsteinfarbe. Danach beginnen die Harze zu zerfallen. Viele bernsteinfarbene Kügelchen werden daher als Zeichen dafür gesehen, dass man schnell ernten sollte.“
Mein Betreuer von GrowForLife, mit dem ich auch während dieses Grows zweimal sprach, empfahl mir dagegen, die Verfärbung der Trichome weiter zu beobachten und erst dann zu ernten, wenn sich mehr als die Hälfte der Trichompilze orange/bernsteinfarben verfärbt haben. Ich beschloss, den Mittelweg zu gehen und zu ernten, sobald sich ca. 10 % der Trichome entsprechend verfärbt hatten.

Am Tag 84 entdeckte ich erschrocken einen Side-Top-Bud, dessen Blütenblätter teilweise deutlich (bräunlich-gelblich) verfärbt und leicht verformt waren. Die Blätter ließen sich aber nicht einfach komplett
abziehen, was auf Blütenfäule (Botrytis) hätte schließen lassen. Zum Glück war das Gegenteil der Fall: Die Blätter rissen direkt an der Griffstelle ab. Nach meinen vorangegangenen Erfahrungen mit Schimmel schnitt ich die betreffende Blüte trotzdem (vorsichtshalber) ab. Ich schaute mir dann den Rest der Pflanze genau an, konnte aber nirgendwo Schimmelansätze oder ähnliche Symptome entdecken. Die restlichen Blüten schienen alle okay zu sein. Und sie waren nach wie vor zahlreich und wunderschön anzusehen.

In den nächsten Tagen verfärbten sich auch an einigen anderen Blüten vereinzelt abstehenden Blütenblätter in Richtung gelb und/oder bräunlich. Erneut machte ich zur Beruhigung den Zupf-Test und stellte fest, dass die betroffenen Blütenblätter alle schon ziemlich ausgetrocknet waren. Und noch etwas hatten alle betroffenen Blütenblätter gemein: sie ragten aus Top-Buds. Ganz oben, dem Licht am nächsten.
Da die Pflanze nun schon einige Tage kein Wasser mehr hatte und viele Top-Buds nur noch ca. 15 cm von den fest eingebauten LED-Leuchten entfernt waren, vermutete ich in den Verfärbungen nun eher die Folgen der gewünschten leichten Austrocknung der Pflanze zur Ernte hin, welche die Schimmelgefahr reduzieren sollte. War es nicht sogar logisch, dass eine Austrocknung da beginnt, wo die Licht- und Wärmestrahlung am intensivsten und der Weg des Wasser am längsten ist?
Ich beschloss, mir keine weiteren Sorgen zu machen. Letztendlich wollte ich ja, dass die Pflanze zu Schluss hin schon etwas ausgetrocknet wird. Dass sie dann nicht mehr überall so schön anzusehen ist – das muss man wohl einfach akzeptieren.

Am Tag 86 gingen für meine Blue Sunset Sherbert die Lichter ein letztes Mal an. Die Pflanze hatte mit 81 cm eine persönliche Rekordhöhe erreicht. Und viel größer sollte sie auch gar nicht werden. Eine zu große Nähe der Blüten zu den LED-Leuchten ist ja eher von Nachteil.

Tag 87 verbrachte die Pflanze komplett im Dunkeln, am Tag 88 sägte ich sie ab. Wie eine überdimensionale Schnittblume stellte ich die Pflanze danach in ein stabiles Glas mit destilliertem Wasser. So bleibt wohl der Stoffwechsel noch weitgehend erhalten, und die Pflanze ist (da sie keine Nährstoffe mehr erhält) gezwungen, die eingespeicherten Reserven zu verbrauchen. Dabei wird verstärkt Chlorophyll in Glukose umgewandelt. Oder so. Hab ich mal irgendwo gelesen.

Nach ca. 24 Stunden im Blumenglas (und weiterhin in absoluter Dunkelheit) trennte ich die einzelnen Äste vom Hauptstamm ab und hing sie (grob vorgetrimmt) kopfüber im Schrank auf. Es war dabei manchmal schwer zu entscheiden, ob man die Seitenzweige der Seitenzweige dran lassen oder auch abschneiden sollte. Folglich dauerte das Ganze auch ein, zwei Stunden länger als sonst. Als ich fertig war, staunte ich: So viele Äste hatte ich noch nie zum Trocknen aufgehängt. Ich achtete genau darauf, dass sich die Hängengelassenen nicht berührten. Außerdem packte ich auch noch einen Luftentfeuchter mit in den Schrank, dessen eingebaute Ventilatoren ständig für einen leichten Luftstrom sorgten.

Durch die Ernte war wieder eine große Küchenschüssel mit klebrigem „Abfall“ zusammengekommen. Mehr „Abfall“ denn je. Der letztendlich zu (noch) mehr herrlich berauschenden Keksen führte. Eigentlich müssten man die auch immer zählen und beim Ertrag berücksichtigen.

Während die Ernte in den nächsten 14 Tagen trocknete, setzte ich gleichzeitig die neue Erde an. Dazu nahm ich die alte Erde (2 x benutzt, 1 x wiederaufbereitet) und streute wie beim letzten/ersten Mal ca. 10 % Florganics unter die etwa 15 Liter Erde, aus der ich nur die größten Wurzeln entfernte. Feinere Wurzeln ließ ich drin, die können dort gleich verrotten und so auch noch als Nährstoffe dienen. Außerdem mischte ich noch ein paar Gramm Finger- und Fußnägel aus eigener Produktion unter, weil ich irgendwo gehört habe, dass Pflanzen(wurzeln) darauf stehen.

Laut Produktbeschreibung sollte man Florganics lieber 14 Tage in der feuchten Erde wirken lassen, bevor man darauf etwas einpflanzt. Daher lasse ich die Ernte nun auch immer 14 Tage im Schrank (vor)trocknen. Anfangs trieb mich die Ungeduld ja schon eher dazu, die „Schrank-Lüftung“ zu beenden, aber beim Trocknen wie bei der Erd Wiederaufbereitung scheint gleichermaßen zu gelten: Immer mit der Ruhe – je mehr Zeit man sich lässt, desto besser. Das musste ich auch erstmal lernen.

Mein erster Versuch, Erde mit Florganics wieder aufzubereiten war jedenfalls ein voller Erfolg. Ein Freund von mir meinte, er growe schon seit Jahren auf der gleichen, immer wieder aufs Neue aufbereiteten Erde. Warum auch nicht? Ist doch super praktisch.

Zwei Wochen später schnippelte ich die Blüten von den Stängeln. Die Ernte war schon ziemlich trocken, insbesondere die ganz kleinen Blüten war schon ziemlich knusprig. Ich beschloss, die Ernte zu wiegen und war ein bisschen enttäuscht. Von der optischen Menge her erwartete ich einen persönlichen Rekord, den ich dann aber mit 79 g doch knapp verpasste. Ich entnahm ein paar Mini-Blüten für den Konsumtest. Dann packte ich die Ernte in eine große Papiertüte und legte diese in ein Schubfach in Fensternähe, wo sie in den nächsten zwei Wochen verblieben.

Nun stand endlich der Konsumtest an. Definitiv einer der schönsten Momente jedes Grows. Ich rollte erstmal nur 0,2 g in einen Joint ein, den ich mit meiner Frau teilte. Bei (bis zu) 28 % THC wollten wir uns erstmal vorsichtig herantasten. Hinterher waren wir uns einig, das wir hammerbreit waren. Mindestens so breit wie sonst. Und richtig gut drauf. Für zwei bis drei Stunden – dann legten wir nochmal nach. Und wurden noch breiter. Und lustiger. Auch eine deutlich spürbare Körperschwere stellten wir beide fest, aber viel mehr kann ich zu der wirklich starken Wirkung meiner Blue Sunset Sherbert-Blüten gar nicht sagen. Und will es auch gar nicht. Denn eigentlich finde ich es manchmal ganz schön grenzwertig, wie detailliert in Hanf-Zeitschriften die Wirkung dieser oder jener Sorte beschrieben wird. So von wegen „energetisierendes Kopf-High“ oder „brachialer Body-Stone-Effekt“. Das klingt natürlich schön, ist aber schon deshalb irrelevant, weil Cannabis ja nicht auf alle Menschen gleich wirkt. Oder für alle Nasen gleich riecht. Viele sind dann einfach nur enttäuscht, wenn sie selbst in dem Gras (wie auch ich) eben KEINE Waldfrüchte oder Kekse (heraus)riechen. Oder diesen oder jenen blumig beschriebenen Effekt auch (genau) so spüren. Deshalb will ich hier auch gar keine Wirkversprechen oder genauere Beschreibungen liefern, wie das Gras bei uns geknallt hat.
Wichtig ist doch nur, dass es geknallt hat.
Und das hat es.
Und zwar so richtig.

Kultivierungsdaten:

Genetik: Blue Sunset Sherbert von Barney’s Farm
Licht: 2 x Sanlight Q1 = 100 Watt
Medium: 15 Liter Bio-Erde „Hortisol 2.0“ von Kañamu Pacha, wiederaufbereitet mit Florganics
Topf: 17-Liter-Topf
Wachstum: 35 Tage
Blüte: 53 Tage
Temperatur: 20-26 °C
Luftfeuchte: 35 % (Licht an) bis 70 % (Licht aus)
Zusätze: Alfa Boost und Florganics
Endhöhe: 81 cm
Ertrag: 79 g