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Der Held des Jahres – Vom Aufstieg und Fall moderner Helden

Die Medien bauen gerne Helden auf, reißen sie aber auch genauso gerne wieder vom Sockel. Dazwischen liegen manchmal nur ein paar Monate. Am besten ließ sich das im vergangenen Jahr am Beispiel des ukrainischen Präsidenten Selenskyj und des Tech-Investors Elon Musk beobachten.

Als Wolodymyr Selenskyj im Dezember 2022 als „Person of the Year“ auf dem Cover des TIME-Magazins landete, hatte er ein mehr als turbulentes Jahr hinter sich. Durch die Invasion der russischen Armee wurde aus dem ehemals eher skeptisch beäugten Außenseiter praktisch über Nacht ein neuer Superheld der internationalen Politik. Und ein Liebling unserer Medien gleich mit dazu. Neben der TIME erschien er in den letzten Monaten nämlich auf den Titeln fast aller großen Nachrichten-Magazine, stand mit seiner Ehefrau sogar für ein Glamour-Shooting der VOGUE vor der Kamera und bekam schließlich von US-Schauspieler Sean Penn symbolisch einen Oscar überreicht. Selbst wohlmeinenden Beobachtern muss das alles irgendwann seltsam übertrieben erschienen sein. Aber Kriegszeiten sind nun mal keine normalen Zeiten – und in solchen Zeiten scheint offenbar keine Geste zu kitschig und kein Auftritt theatralisch genug zu sein. Außerdem haben Kriegszeiten traditionell schon immer Helden hervorgebracht. In Selenskyjs Fall half dabei vor allem die Tatsache, dass sein Widersacher bereits vor der Invasion (ja, sogar schon lange vor seiner Wahl zum ukrainischen Präsidenten) feststand: Dieser Widersacher hieß und heißt natürlich Wladimir Putin.