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Tenderloin Weed in Bangkok

Seitdem Cannabis in Thailand im Sommer 2022 weitgehend legalisiert wurde, sind im ganzen Land, besonders natürlich aber in der Hauptstadt Bangkok, massenweise Cannabis-Shops auf der Bildfläche erschienen. Was zu erwarten war, denn von dem millionen- und in Zukunft möglicherweise gar milliardenschweren Markt möchten natürlich viele Thais profitieren und sich ein kleines Stück vom großen und verlockenden grünen Kuchen abschneiden. Allein in Bangkok gibt es eine vierstellige Anzahl von Läden, in denen man psychoaktive Cannabisprodukte erwerben kann. Vor allem Cannabisblüten, denn alle anderen Produktarten wie Extrakte, Haschisch oder Edibles sind offiziell verboten, wenn sie mehr als 0,2 % THC enthalten. Wobei viele Shops solche Produkte auch mit deutlich höheren THC-Gehalten verkaufen und damit meist ungeschoren davonkommen, denn die Behörden führen bislang nur wenige Kontrollen durch.

Allein in Bangkok gibt es eine vierstellige Anzahl von Cannabis-Läden, die Auswahl ist also riesig. Sie alle konkurrieren miteinander um Kundschaft, und dies bedeutet überwiegend touristische Kundschaft, denn Einheimische können sich die sehr hohen Preise (14 bis 25 Euro und mehr für ein Gramm) für das fast ausschließlich angebotene High End-Gras kalifornischer Prägung in aller Regel nicht leisten. Diese aus den USA und zu geringen Teilen auch aus Kanada und den Niederlanden importierte Ware machte in den ersten Monaten nach der Legalisierung (Schätzungen zufolge) etwa 70 % der in thailändischen Cannabis-Shops verkauften Blüten aus. Mittlerweile dürfte diese Quote jedoch etwas zurückgegangen sein – es gibt eine zunehmende Anzahl von thailändischen Growern, die kalifornische West Coast-Genetik anbauen, doch da dies wegen des feuchten Klimas in Thailand und des ultimativ hohen Qualitätsanspruchs fast nur indoors unter Kunstlicht stattfindet und mit hohen Energiekosten einhergeht, sind die jeweiligen Flächen in der Regel eher klein und reichen noch nicht zur Deckung des gesamten Shop-Bedarfs aus – viele Läden müssen daher weiterhin potente Cannabisblüten aus dem Ausland importieren. Seit der Verschärfung der thailändischen Cannabis-Vorschriften im November ist ein Import jedoch nur noch mit einer entsprechenden Genehmigung möglich. Da die Regierung gegen solche Gras-Importe ist (wenn sie nicht-medizinischer Natur sind), wird die Ware umfangreich ins Land geschmuggelt. Der Tatbestand des Schmuggelns ist dann jedoch nicht nur auf der Import-Seite in Thailand gegeben, auch die Ausfuhr aus den USA in andere Länder ist nach US-Bundesrecht illegal. Die US-Behörden scheinen allerdings sehr wenig oder nichts gegen diesen illegalen Export zu unternehmen, anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass dermaßen viel US-Weed (primär von Kalifornien aus) unbehelligt nach Thailand gelangt. Aber die importierte Ware ist nicht immer von hoher Qualität, wie der Amerikaner Colin Stevens, Inhaber der „Sensii“-Dispensary in Bangkok berichtet: „Was aus den USA hierhin kommt, ist oft nicht Güteklasse A, sondern C, da werden Buds geschickt, die in den USA gar nicht verkaufbar sind.“