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Magische Kakteen – Die Geschichte von Peyote und Meskalin

Vor fast genau 70 Jahren, im Mai 1953, schluckte Aldous Huxley in einem Selbstversuch seine erste Dosis Meskalin. Das Ergebnis beschrieb er kurz darauf in „Die Pforten der Wahrnehmung“ und machte damit die psychedelische Droge auch außerhalb der wissenschaftlichen Forschung bekannt. Die Verwendung von Meskalin in pflanzlicher Form reicht allerdings wesentlich weiter zurück und ist eng mit der Kultur der amerikanischen Ureinwohner verbunden.

In der letzten Ausgabe ging es unter anderem auch um das medizinische Revival psychedelischer Drogen. Vor allem LSD und Psilocybin treten so mittlerweile etwas aus dem Schatten der Illegalität. Ebenso MDMA, bislang eher als Partydroge „Ecstasy“ bekannt. Dank der unermüdlichen Lobby-Arbeit von Wissenschaftlern und Aktivisten wird ein teilweise jahrzehntelanges Forschungsverbot durch die Politik langsam wieder aufgehoben und der Wert dieser Substanzen, vor allem für die Behandlung psychischer Erkrankungen, anerkannt. Bei dieser Neubewertung psychedelischer Drogen steht eine Substanz
bisher aber immer noch im Abseits: Meskalin.

Bereits 2018 veröffentlichte der amerikanische Journalist und Autor Michael Pollan sein Buch „How to Change Your Mind“, in dem er sich mit der Geschichte und dem medizinischen Nutzen von LSD, Psilocybin und MDMA beschäftigte – wozu er damals auch in der THCENE 5/2018 interviewt wurde (ein Blick ins Archiv lohnt sich).

In einer gleichnamigen Dokuserie, die letztes Jahr auf Netflix veröffentlich wurde, fügte er nun nachträglich noch ein eigenes Kapitel über Meskalin hinzu. Pollan spricht darin davon, dass der „War on Drugs“ vorwiegend ein Krieg gegen Pflanzen sei. In der Debatte um die Cannabis-Legalisierung ist das natürlich längst eine Binsenweisheit, aber auch LSD, Psilocybin und Meskalin haben pflanzliche Ursprünge. Im Fall von Meskalin kann man sogar sagen, dass es hier nicht nur um einen Krieg gegen Pflanzen geht, sondern um einen Krieg gegen eine ganze Kultur.

Als chemische Substanz wurde Meskalin erstmals Ende des 19. Jahrhunderts aus seiner pflanzlichen Quelle, dem Peyote-Kaktus, extrahiert. Die Verwendung des Kaktusses selbst ist allerdings wesentlich älter und geht wahrscheinlich sogar Tausende von Jahren zurück. Peyote wächst in der Region um den Rio Grande, also im Süden von Texas sowie im Nordosten von Mexiko, und ist dort ein zentraler Bestandteil der spirituellen und medizinischen Tradition der amerikanischen Ureinwohner. Peyote ist in dieser Tradition Nahrungsmittel und Medizin, gilt aber auch als eine Art heilige Pflanze, die in schamanischen Ritualen konsumiert wird. Die Peyote-Wirkung wird als durchaus ähnlich der Wirkung anderer Psychedelika beschrieben. Das psychoaktive Meskalin des Peyote-Kaktus wirkt im Vergleich zu LSD oder Psilocybin (den berühmten „magischen Pilzen“) allerdings wesentlich milder und länger anhaltend. Wobei individuelle Erfahrungsberichte über die Wirkung auch stark voneinander abweichen, abhängig von der Dosis und den Umständen, unter denen Peyote konsumiert wird.