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Durban – Die unsterbliche Outdoor-Legende

Wäre es nicht ein Traum, über eine Sativa-Sorte verfügen zu können, die trotz ihrer Exotik eine frühe Reifezeit hat, ebenso widerstandsfähig wie anspruchslos ist und auch in schlechten Sommern und kühleren Gegenden gute Erträge an sehr harzigen Buds produziert, die ein sonniges, zerebrales High bewirken? Nun, eine solche Sorte gibt es – und zwar schon sehr lange. Die Rede ist von Durban, auch geläufig als Durban Poison aus Südafrika. Sie ist eine der ganz großen Legenden der Cannabis-Sortenwelt.

Der Ursprung dieser superben Sativa datiert etliche Jahrzehnte zurück, und wie bei allen historischen Cannabis-Sorten muss man sich hier auf anekdotische Berichte verlassen. Zwei berühmte US-Cannabis-Experten spielen in dieser Geschichte eine tragende Rolle. Zum einen der Fachbuchautor Mel Frank, der in einem seiner Bücher berichtete, dass der Grundstein für Durban Poison in den 70er Jahren von einem Breeder in der San Francisco Bay gelegt wurde. Dieser arbeitete zunächst mit sechs südafrikanischen Genlinien, von denen er eine zur Weiterzüchtung auswählte. Zwei weibliche Pflanzen von dieser einen Linie bildeten dann die züchterische Grundlage für die Entwicklung der Sorte, die er Durban Poison taufte. Mel Frank erhielt eine Partie Samen davon und gab später etwa 100 Stück an Sam The Skunkman weiter – so schildert es zumindest Sam selbst. Er gibt an, dass er dieses Saatgut in den späten 70er Jahren in Kalifornien noch einmal weiter selektierte und verbesserte. 1984 brachte Sam seine aufpolierte Durban Poison-Genetik nach Amsterdam, wo sie auf Anhieb sehr populär wurde, da sie eine der wenigen Sativa-Sorten war, die sich in dem dortigen Freilandklima gut anbauen ließ. Die originale Durban Poison-Genetik gelangte durch Sam auch in die Hände anderer Pionier-Züchter, wie z. B. Nevil von The Seed Bank, Ben Dronkers vom Sensi Seed Club und dem Super Sativa Seed Club (SSSC). Im SSSC-Katalog von 1987 heißt es, ergänzend zu den Informationen Mel Franks, dass die Durban Poison-Genetik ihren Ursprung in der Gegend um Pinetown in der Nähe der Stadt Durban hat.

Ganz offiziell eine der „großartigsten Sorten aller Zeiten“

Die klassische Durban-Genetik erfreut sich weltweit bei Growern bis heute ungebrochener Beliebtheit. Zusätzlichen Ruhm erntete sie in jüngerer Zeit dadurch, dass sie als ein Elternteil der ungemein erfolgreichen Sorte Girl Scout Cookies (GSC) fungierte. Dieser Strain entstand durch Kreuzung von OG Kush mit Durban Poison. Durch diese kultige Elternschaft bei einer hippen, schwer angesagten Trendsorte rückte die Durban-Genetik auch vermehrt in das Bewusstsein einer neuen, jüngeren Generation von Growern und Smokern. Eine weitere großartige Würdigung erfuhr Durban Poison 2014 durch die Aufnahme in die „25 Greatest Strains of All Time“-Liste des High Times-Magazins. Die Macher des einflussreichen Blatts stuften sie hier auf Platz 20 ein.

Durbans Genotyp wurde von Sensi Seeds bis heute erhalten

Ben Dronkers war – wie gesagt – einer der frühen Breeder im Cannabis-Samen-Business, der in den Besitz der originalen Durban-Genetik gelangte. Und so fand sich die Sorte Durban bei Sensi Seeds schon sehr früh im Samenkatalog wieder – und hat seit über 30 Jahren bis zum heutigen Tag ihren festen Platz darin! Angesichts dieser extrem langen Zeitspanne stellt sich die Frage, ob Sensis Durban heutzutage noch identisch mit der ursprünglichen Sorte ist und immer noch die bestechenden Qualitäten besitzt wie in den frühen Tagen. Sensi Seeds bejaht diese Fragen in der Durban-Sortenbeschreibung: Man habe sich sehr bemüht, „ihre originäre Abstammung und ihren Genotyp zu erhalten“, und sie sei „nach wie vor eine der reinsten Outdoor-Sativas“ im Sensi-Sortiment. Zudem soll sie unverändert all die herausragenden Eigenschaften aufweisen, die sie berühmt gemacht haben: frühreifend (Ende September/Anfang Oktober), pilzresistent und allgemein sehr widerstandsfähig. Zudem sei sie im Anbau anspruchslos, Fehler verzeihend und bringen eine hohe Ertragsleistung auch in nördlicheren Gegenden mit durchwachsenem Wetter. Für eine Sativa-Sorte ist sie ungewöhnlich niedrig wachsend, selbst bei zeitiger Aussaat im Frühjahr und einer langen vegetativen Phase erreicht sie am Ende meist nicht mehr als 2,5 m Höhe. Entlang des kräftigen Stamms ist eine Vielzahl von ausgeprägten Seitenzweigen angeordnet, die zur Erntezeit mit dichten, klebrigen Buds besetzt sind. Die Pflanze liefert ein typisches Sativa-High, mit anregender Happy-Kopfwirkung und gefühlter Wärmeentwicklung im Körper. Der Körpereffekt geht im Laufe des Turns in Entspannung über. Bei Durbans reichem Bouquet dominiert Süße sowie eine zitronige Note, des Weiteren ist z. B. auch Anis mit von der Partie.

Grow-Anfänger Budbart versucht sein Outdoor-Glück mit Durban

Genauso war es 1995, als ich zum letzten Mal die Gelegenheit hatte, eine draußen in Deutschland gewachsene Durban-Pflanze zu bestaunen. Dieses reich verzweigte Exemplar wurde ca. zwei Meter hoch und brachte einen fantastischen Ertrag von 400 g allerfeinster Sativa-Blüten, die exakt die von Sensi Seeds geschilderten Attribute in Sachen Harzbesatz, Aroma und Wirkung aufwiesen. Erst 2018, also fast 25 Jahre später, sollte es dann zur nächsten Begegnung mit einer „deutschen“ Durban kommen. Was natürlich mit sehr großer Spannung und Neugier verbunden war… Bei dem betreffenden Grower handelte es sich um Budbart, einen absoluten Anfänger, der sich für seinen ersten Grow Sensis Durban gerade wegen ihrer behaupteten Einfachheit im Anbau ausgesucht hatte. Zwei Pflanzen wollte er in seinem Garten großziehen und setzte deshalb zwei feminisierte Durban-Samen zur Keimung an.

Da sein Garten zum Teil von einem Nachbarhaus aus einsehbar war, wollte er die Pflanzen relativ klein halten und dachte sich, dass, wenn er erst ziemlich spät, Anfang der zweiten Juniwoche, aussäen würde, dies zu einer finalen Pflanzenhöhe von deutlich unter zwei Meter führen würde. Die beiden Samen keimten bestens, es dauerte weniger als drei Tage, bis die Sämlinge die Erdoberfläche erreicht hatten. Bis Ende Juni ließ Budbart sie in 1-l-Töpfen unter einer SANlight M30 LED-Leuchte heranwachsen, was ihnen zu einem frühen Wachstum verhalf. Schon bald lugten die ersten Seitentriebansätze aus den Nodien. In der letzten Woche vor dem Auspflanzen stellte er die beiden Durban-Pflanzen jeden Tag etwas länger in die Sonne, um sie an das Outdoor-Licht zu gewöhnen. Dann pflanzte er sie in 15-l-Töpfe um, die mit torffreier Compo Sana-Blumenerde (mit 50 % weniger Gewicht) befüllt waren.

Ideale Bedingungen für die Südafrika-Sativa im Jahrhundertsommer

In ihren neuen Töpfen fassten sie schnell Fuß, eine Woche nach dem Umpflanzen registrierte Budbart, wie das Wachstum deutlich Fahrt aufnahm: Die Seitentriebe begannen mit Macht nach außen zu streben, während sich der Haupttrieb dynamisch in die Höhe schraubte. Die Laubblätter sahen so aus, wie er es von Durban erwartet hatte, ziemlich schmal gefingert, also typisch für Sativa. Seine beiden Durbans
präsentierten sich sehr einheitlich, sie sahen praktisch identisch aus. Bekanntermaßen sollte das Jahr 2018 Deutschland einen extrem heißen und sonnigen Jahrhundertsommer bescheren, und von diesem Klima profitierten die beiden Durbans mit ihrem südafrikanischen Erbe naturgemäß enorm. Sie standen vor einer 2,5 m hohen Hecke und erhielten an diesem Platz maximal sieben Stunden Sonne pro Tag. Als sich am Anfang der vierten Augustwoche die ersten weiblichen Vorblüten zeigten, waren die Pflanzen bereits bei einer Höhe von ca. 1,5 m angekommen, und da Budbart befürchtete, dass sie am Ende bis über die Hecke
hinausragen könnten, band er die beiden Haupttriebe etwas nach unten. Tatsächlich legten sie durch die Streckung während der Blüte in der Höhe noch ordentlich zu, sollten am Ende nur knapp unter der Heckenhöhe bleiben. Die Buds entwickelten sich so gut wie erhofft, in großer Vielzahl, dicht-kompakt und mit erstaunlich üppiger Harzbildung. In der Reifephase verfärbten sich manche Blütenblätter bläulich bis lila-dunkel. Das Laub der Hecke nahm im Herbst eine leuchtend blutrote Farbe an und bot damit einen wunderbar farbenfroh kontrastierenden Hintergrund.

Budbart erntet vor Harz triefende, hocharomatische Buds

Der Blütengeruch war komplex und verführerisch lecker: Süße und zitronige Noten mischten sich mit Anis und einem Anklang dunkler Schokolade. Budbart freute sich auf die Ernte und was danach kommen würde. Ende September hatten die Pflanzen eine Höhe von 2,41 m und 2,55 m (Pflanzenlänge mit dem Maßband am Stamm durchgemessen, durch das Herunterbinden de facto etwas weniger) und entsprachen damit der Angabe von Sensi Seeds. Nachdem seine Durban-Ernte getrocknet war, stand das Wiegen an. Budbart hatte die Buds beider Pflanzen zusammengeworfen, da sie äußerlich und geruchlich vollkommen identisch waren. Das Gesamtgewicht betrug 373 g. Für einen Anfänger wie ihn war das natürlich ein ziemlicher Hammer, so viel Weed auf einen Schlag! Sein Kumpel The Doc analysierte indessen, dass es wohl noch deutlich mehr hätte sein können, wenn Budbart größere Töpfe verwendet – besser mindestens 25 l statt 15 l – und regelmäßig gedüngt hätte, vor allem in der Blütephase. Budbart hatte nur ab und zu mal dem Gießwasser etwas Bio-Dünger beigemischt.

Ein sonniger Sativa-Turn, der so richtig „flashte“

Im getrockneten Zustand offenbarten die Durban-Buds eine starke, süß-würzige Note Lakritz, „die haben was von diesen leckeren Lakritzschnecken“, befand Budbart. Dazu hatten sie als Nebenaspekte ihre Zitronen- und Aniskomponente beibehalten. Das Ganze ergab einen ungewöhnlichen, sehr pikanten und reizvollen Duft, welcher sich dann beim mit großer Spannung erwarteten ersten Testrauchen in einen ebensolchen Geschmack übersetzte: beim Einatmen des Rauchs hatte Budbart eine primär nach Lakritz schmeckende Geschmacksempfindung, die sich nach dem Ausatmen feiner ausdifferenzieren ließ, und zwar in Noten von Anis, Zitrone und dunkler Schokolade. „Ein komplex-organischer Outdoor-Geschmack vom Allerfeinsten“, freute sich Budbart. Gleich der erste Zug aus seinem Joint mit gut einem halben Gramm Durban zeigte Wirkung – die in dem Gras gespeicherte reichliche Sonnenenergie brach sich augenblicklich Bahn und sorgte für ein Kribbeln auf der Gesichtshaut und eine kristallscharfe Optik. Budbart saß in seinem spätherbstlichen Garten und erfreute sich an dem Blick auf die bunten Farben darin, das „flashte richtig“, wie er sagte. Nach weiteren Zügen fühlte sich dieser sonnige Sativa-Effekt regelrecht elektrisierend an und wirkte körperlich aktivierend, so dass er sich bestens gelaunt mit einem verklärten Lächeln im Gesicht auf einen Spaziergang begab, der ungefähr zwei Stunden dauerte – genau wie auch die Wirkung seines Durban-Joints, wobei diese in der zweiten Stunde in eine entspannte Phase wechselte und Budbart vollkommen relaxt gemächlich dahinschlendern ließ.